Facebook droht mit Anwälten: Ungefragtes Absaugen verboten

Der Programmierer Pete Warden hat persönliche Daten bei Facebook abgesaugt - und wollte diese anonymisiert Forschern zur Verfügung stellen. Facebook wehrte sich juristisch.

Beziehungen zwischen US-amerikanischen Facebook-Nutzern. Bild: screenshot petewarden.typepad.com

Mehr als 50 Forscher wollten sie haben: Die Daten, die der Porgrammierer Pete Warden bei Facebook abgesaugt - "gecrawlt" - hat. 210 Millionen Datensätze von öffentlichen Facebook-Profilen. Er selbst hat mit den Daten eine Grafik erstellt, die soziale Beziehungen in den USA als regionale Cluster darstellt. Spannend auch eine interaktive Grafik mit weltweiten Beziehungen. Andere Forscher wollten diese Daten mit anderen frei verfügbaren kombinieren, zum Beispiel mit Arbeitslosenzahlen.

Das hat Facebook jetzt juristisch verhindert: Facebook-Anwälte drohten Warden rechtliche Schritte an, falls er die abgezogenen Daten nicht löschen würde.

Facebooks robots.txt zumindest verbietet das "Crawlen" nicht. Suchmaschinen-Roboter dürfen dieselben Informationen abziehen, die auch Warden gecrawlt hat. Gleichwohl widersprach Wardens Aktion Facebooks AGBs: Er hätte vorher bei Facebook anfragen müssen, ob Facebook ihm die Erlaubnis gibt, die Daten abzuziehen und anonymisiert zu nutzen.

Andere Forscher haben nämlich in der Vergangenheit durchaus Daten von Facebook genutzt, einige mit, einige ohne Erlaubnis. Joseph Bonneau von der University of Cambride kommentierte gegenüber New Scientist: "Ich habe weder um Erlaubnis gefragt, noch habe ich sie erhalten." Bonneau glaubt, dass dies für die große Mehrheit der Forscher gilt, die Daten von Facebook nutzen. "Die Rechtslage ist da nicht klar. Aber es ist nun mal so, dass Facebook mehr Anwälte und Geld für Rechtsstreitigkeiten hat, als Forscher es haben."

Pete Warden hatte dieses Geld auch nicht. In seinem Blog schreibt er, er habe die Daten jetzt vernichtet. Zufrieden damit ist er nicht: Er wies noch einmal darauf hin, dass man persönliche Daten sogar aus dem Google Cache extrahieren könne. Gleichwohl zeigt er - "mit einem schlechten Geschmack im Mund" - Verständnis für Facebooks Verhalten, er wüsste "aus seiner Zeit bei Apple", wie schnell man in solchen Firmen mit dem Anwalt drohe.

Ingesamt zieht Warden aber ein positives Fazit, er habe jetzt einige gute Kontakte aus der Facebook-Technikabteilung mehr. Facebook gebe sich schon Mühe, Forschern Daten zur Verfügung zu stellen – ohne dabei sensible Informationen herauszugeben. Und letztlich, so Warden, gebe es ja auch viele andere Quellen. Zum Beispiel Google Buzz.

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