■ Dokumentation: Blumenthals-Weltkulturerbe: FDP weltexklusiv
Manchmal ist es wichtig, Menschen reden zu lassen. Das unterhält andere Menschen. Und beruhigt den Redner oder Schreiber. Deshalb druckt die tazhier ungeschminkt, weltexklusiv und fast ungekürzt die Presseerklärung von Blumen-thals FDP-Vize Wilfried Schroeder ab.
Blumenthal – In Australien, im gesamten pazifischen Raum sowie den USA ist der Name Erhard Eylmann bestens bekannt, in Japan sowie Fernost kennt man Manfred Hausmann, Eduard Dallmann ist in allen führenden Darstellungen der Polarforschung zu finden, Alma Rogge im norddeutschen Sprachraum unvergessen und Gerhard Rohlfs gilt als Pionier der Afrikaforschung weltweit.
Diese Persönlichkeiten haben alle auf besondere Weise einen Beitrag zum Kultur- und Wissenschaftsleben der Menschheit erbracht. Einige davon, wie z.B. der Ethnologe und Australienforscher Erhard Eylmann, gilt heute international als Pionier der Aborigines-Forschung. (...)
In Bremen kennt man diese Namen praktisch nicht mehr. Ursache dafür ist der jahrzehntelange Schlendrian im Umgang mit dem Weltkulturerbe, wie es sich in Bremen-Nord findet. Die jetzige große Koalition setzt eines drauf, indem sie jegliche Förderung dieses Erbes verhindert. So wundert es nicht, wenn die Nachlässe von Dallmann, Eylmann, Hausmann und Rogge sich nicht mehr in Bremen befinden. Es gab kein Geld, um sie zu bewahren, geschweige denn dafür, würdige Gedenkstätten für sie einzurichten, um der Bevölkerung einen Kontakt mit ihrem Erbe, das auch Teil des historischen Erlebens ist, zu ermöglichen. In keinem Land wurde derart ein historisches und wissenschaftlich-literarisches Erbe verschleudert wie in Bremen. Es zeigt sich zunehmend, dass die Bremer Regierung unter Bremen vorwiegend die Umgebung der Innenstadt versteht, während die großen Stadtteile weitestgehend verkümmern.
Die Pflege des Kulturerbes kann sich nicht auf das Rathaus und den Marktplatz beschränken, wie es die SPD und die CDU gerne sähen. Pflege beinhaltet auch die Erhaltung und Weitergabe der großen geistigen Traditionen (...). Eine Stadt, die derart nachlässig mit einem wertvollen Erbe, das weltweit geachtet wird, umgeht, kann auch keine Kulturstadt werden. Zuvörderst müssten in den Stadtteilen, besonders aber in dem 100.000 Menschen umfassenden Bremen-Nord, die richtigen kultur- und wissenschaftspolitschen Entscheidungen getroffen werden. Es mutet doch mehr als peinlich an, dass vor Jahren Hausmanns Geburtstag in Japan gefeiert, Eylmanns 75. Todestag in einer zentralen australischen Veranstaltung gewürdigt wurde, während diese Daten in Bremen vergessen sind und ihr Nachwirken nicht gepflegt wird.
Eine Stadt, die sich ihrer eigenen Kulturgeschichte entzieht, darf sich nicht wundern, wenn die historischen Wurzeln den Menschen weitgehendst entzogen werden. Kulturpflege, insbesondere im Bremer Norden, ist nicht nur Selbstzweck, es nutzt dem Menschen und dient auch dem touristischen Ansehen Bremens.
Wilfried Schroeder
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