FDP-Parteitag: Geteilte Gewalten

Parteichefin Sylvia Canel behauptet sich als Hamburger Landesvorsitzende gegen ihre Herausfordererin, Fraktionschefin Katja Suding.

Gemeinsam auf dem Weg nach oben: Sylvia Canel (vorn) und Katja Suding auf dem Parteitag am Freitag. Bild: dpa

Versteinert blickte Katja Suding vor sich hin. Soeben hatte die Fraktionsvorsitzende der FDP in der Hamburger Bürgerschaft die erste Niederlage in ihrer politischen Karriere erlitten. Überraschend und zudem überraschend deutlich unterlag Suding im Kampf um den Landesvorsitz gegen Amtsinhaberin Sylvia Canel. Mit 66 zu 50 Stimmen setzte sich die Titelverteidigerin am Freitagabend auf dem Landesparteitag Harburg im Duell der Intimfeindinnen durch. Für die 54-jährige Canel ein unerwarteter Triumph, für die 37-jährige Suding ein herber Rückschlag nach bislang steilem Aufstieg.

Sie hatte als Neuling die FDP 2011 nach sieben mageren Jahren in der außerparlamentarischen Opposition mit dem besten Wahlergebnis seit 37 Jahren zurück in die Bürgerschaft geführt, sie ist als Fraktionschefin unumstritten und bislang galt das auch für ihre Ambitionen auf die erneute Spitzenkandidatur in zwei Jahren. Und so formulierte Suding auf dem Parteitag „die Regierungsverantwortung in Hamburg“ unmissverständlich als ihr Ziel. Dafür müssten Wahlkämpfe gewonnen werden – zum Bundestag im September, zum Europaparlament und für die Hamburger Bezirksversammlungen im Mai 2014 sowie die Bürgerschaftswahl im Februar 2015. Und dass sie das könne, habe sie ja 2001 bewiesen. Deshalb sei es „sinnvoll, die Kräfte zu bündeln“ und den Vorsitz von Partei und Fraktion in eine Hand zu legen – in ihre.

Eben das lehnte Canel ab, die auf der „Eigenständigkeit der Partei gegenüber der Fraktion“ beharrte. Die Liberalen stünden „für Vielfalt auch in der eigenen Partei“, so Canel. Und zudem sei „eine weibliche Doppelspitze“ in Partei und Fraktion „etwas, worum uns jede andere Partei nur beneiden kann“.

Die Bundestagsabgeordnete Canel galt vor der Kampfabstimmung am Freitagabend als politisch angeschlagen. Bei der Bewerbung um den einzigen aussichtsreichen Listenplatz für ein Bundestagsmandat war sie im Dezember ihrem Abgeordnetenkollegen Burkhardt Müller-Sönksen unterlegen. Damit ist ihre Karriere im Bundestag im September beendet. Als Parteichefin hatte sie zudem eher unauffällig agiert, nachdem sie im März 2012 die Nachfolge des zurückgetretenen Rolf Salo angetreten hatte. Mit nur einer Stimme Vorsprung hatte Canel damals gegen Sudings biederen Vertrauten Gerhold Hinrichs-Henkensiefken gewonnen. Dass sie nun Suding selbst so deutlich schlug, kam unerwartet, zumal sie aus gesundheitlichen Gründen erst vor einer Woche verkündet hatte, erneut zu kandidieren.

Canel kündigte nach ihrem Erfolg an, den Landesvorsitz künftig „politischer“ ausfüllen zu wollen und reagierte damit auf verbreitete Kritik in der Partei. Dass die beiden Spitzenämter weiterhin in zwei Händen lägen, spreche für die „Demokratie der Gewaltenteilung“. Suding sieht sich „nicht beschädigt“. Zwar habe sie ein anderes Ergebnis erwartet, aber zur Politik gehöre es, „auch mit Niederlagen zu leben“.

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