FC Schalke 04: "Erfolgreich, aber nicht perfekt"
Mit den wirklich Großen der Branche kann der FC Schalke in diesem Jahr nicht mithalten. Er will sich als Bester der nicht ganz so Großen etablieren.
Den Abend des 7. Dezember hat Horst Heldt in zwiespältiger Erinnerung. Schön war für den Schalker Manager, wie er diesen Mittwoch in Gelsenkirchen bei einer launigen Weihnachtsfeier ausklingen ließ.
Weniger schön war es, als den 42-Jährigen zwischendurch die Kunde ereilte, dass sich aus der Champions League gerade Manchester United und Manchester City verabschiedet hatten - um im Februar im kontinentalen Auffangbecken, der Europa League, weiterzumachen. Dort, wo sich Schalke schon seit der Qualifikation im Spätsommer herumtreibt.
Und das mit großen Ambitionen. "Ich will", betont etwa Horst Heldt, "in der Europa League so weit wie möglich kommen." Den Plan hat der Revierklub, dem für die Zwischenrunde gestern Tschechiens Meister Viktoria Pilsen zugelost wurde, zwar nicht exklusiv - doch nur wenige Konkurrenten dürfte die recht klangvolle Besetzung des laufenden Wettbewerbs so gestört haben wie die Schalker.
"Dass Manchester United und Manchester City zu uns runterkommen, hat ganz schön genervt", erinnert sich der Manager der Schalker jedenfalls an eine doch recht eingetrübte Weihnachtsfeier - und einmal mehr wird klar: Bei den Königsblauen geht es in diesen Tagen eben nicht um den Charme großer Namen, sondern viel mehr um den Reiz vieler kleiner Siege.
Ausgeruht gegen Bremen
Ein hübsches Potpourri des prallen Schalker Pragmatismus bot Huub Stevens, der geistige Vater dieses Trends, zuletzt beim Europa-League-Pflichttermin in Haifa: Um seine Stars für den wichtigen Vorrunden-Kehraus gegen Werder Bremen zu schonen, schickte der Schalker Coach eine ausgewachsene B-Elf an die israelische Mittelmeerküste. Er selbst verkniff sich - weil seine 85-jährige Mutter plötzlich erkrankt war - die Reise nach Haifa kurzfristig, stand aber schon am Tag des Spiels wieder bestens gelaunt in Gelsenkirchen auf dem Trainingsplatz.
Doch auch ohne den knochentrockenen Niederländer und ohne ihre Stars gewann Schalkes Reserve sehr sachlich mit 3:0 - und Stevens durfte sich im Pott die Hände reiben: So können Edelkräfte wie der niederländische Torjäger Klaas-Jan Huntelaar oder der Spanier Raúl nun fein ausgeruht in das Verfolgerduell gegen Werder Bremen gehen.
Zudem machten prominente Reservisten wie Angreifer Ciprian Marica oder Exreservenationalkeeper Timo Hildebrand in Haifa positiv auf sich aufmerksam. Bei einem unwichtigen Sieg, der aber die wichtige Entwicklung der letzten Wochen untermauerte.
Der Reiz der kleinen Siege
Unter Felix Magath und dessen Nachfolger Ralf Rangnick sorgte Schalke in der vergangenen Champions-League-Saison gegen Olympique Lyon, den FC Valencia und Inter Mailand für grandiose Fußballabende, lief in der Liga am Ende aber nur auf Rang 14 ein. Nun liefern die unter Stevens ("Schießt man ein Tor mehr als der Gegner, ist man damit auch zufrieden") auf Nüchternheit geeichten Kicker sehr konsequent dröges, aber meist erfolgreiches Handwerk ab: In der Europa League, im DFB-Pokal (Achtelfinale am Mittwoch in Mönchengladbach) und in der Meisterschaft, wo bei günstigem Wochenendverlauf Platz zwei lockt.
"Im letzten Jahr hat es die Mannschaft nicht geschafft, in allen drei Wettbewerben Leistung abzuliefern. Jetzt kriegt sie das hin", sagt Drahtzieher Horst Heldt nicht ohne Stolz. Den nationalen Größen Bayern (0:2) und Dortmund (0:2) jedoch war man bei den Hinrunden-Treffen jeweils hoffnungslos unterlegen, und so dämmert Trainer Stevens, "dass wir am Ende nicht ganz oben mitmischen werden". Ähnlich sieht das Heldt, der das Schalke-Modell aus dem Herbstkatalog 2011 als "erfolgreich, aber nicht perfekt" bezeichnet.
Parallel dazu bastelt der kleine Manager, der erst seit Magaths Entlassung im März voll im Amt ist, eifrig an einer Gelsenkirchener Auswahl nach seinem Geschmack. In der schicken Offensive sollen dabei Klaas-Jan Huntelaar (28) auf jeden Fall, der peruanische Windhund Jefferson Farfán (27) gerne und der beliebte Raúl (34) unter gewissen Bedingungen gehalten werden. "Es ist spannend auf Schalke", kann aus seinem Blickwinkel zumindest Manager Horst Heldt behaupten, "und das soll es auch sein."
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