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FC Hansa in NotRostock hilft mit zwei Millionen

Mit einem Hilfspaket in Millionenhöhe unterstützt die Stadt Rostock den FC Hansa. Viele Lokalpolitiker zweifeln, dass es bei dieser Summe bleiben wird.

Konnten besser gelaunt nach Hause gehen: besorgte Hansa-Fans. Bild: dapd

ROSTOCK dpa | Die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock hat am Mittwoch einem Hilfspaket von knapp zwei Millionen Euro für den hoch verschuldeten Zweitliga-Absteigers FC Hansa Rostock mit großer Mehrheit zugestimmt. Damit ist die Insolvenz des Vereins abgewendet, die auch den Zwangsabstieg in die Regionalliga – schlimmstenfalls sogar in die Oberliga – bedeutet hätte.

Das Hilfspaket sieht einen Teilerlass der Steuerschulden in Höhe von 680.000 Euro, den Ankauf eines in Hansa-Besitz befindlichen Sportgeländes im Wert von 530.000 Euro und einen Zuschuss an den Verein in Höhe von 750.000 Euro vor. Insgesamt drücken Hansa rund 8,5 Millionen Euro Schulden, davon sind 4,5 Millionen Steuerschulden.

Hansa-Vorstand Bernd Hofmann zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert. „Wir werden alles dafür tun, dass die Entscheidung der Rostocker Bürgerschaft dann auch positiv für die Zukunft des FC Hansa Rostock begleitet wird.“

Zuvor hatten sich rund 3.000 Fans des Vereins auf dem Neuen Markt versammelt. Der Bürgerschaft wurden vor der entscheidenden Sitzung mehr als 25.000 Unterschriften übergeben. Bereits am Sonntagvormittag hatten rund 6.000 Hansa-Fans bei einer Demonstration an die Bürgerschaft appelliert, dem Hilfspaket zuzustimmen. Die Entscheidung wurde am Abend auf dem Markt mit großer Begeisterung aufgenommen.

Am Dienstag bot zudem der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München an, im kommenden Jahr zu einem Benefizspiel nach Rostock zu kommen. Ein Erlös von mehreren hunderttausend Euro ist zu erwarten. „In diesen schweren Zeiten müssen alle, die sich Hansa verbunden fühlen, zum Verein halten“, sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Das Angebot war an die Zustimmung der Bürgerschaft zum Hilfspaket gebunden. Nach Worten Hofmanns hat der FC Bayern einen Blick für andere Vereine, denen es nicht gut geht. „Dafür sind sie bekannt, dafür danken wir natürlich dem FC Bayern München.“

Viele Bürgerschaftsmitglieder machten in der Debatte deutlich, dass sie mit Bauchgrimmen dem Paket zustimmen werden. Denn nicht nur der Verein ist hoch verschuldet, auch die Stadtkasse drücken derzeit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 350 Millionen Euro. Davon sind 170 Millionen sogenannte Altschulden. Die Redner wiesen auf die schlechte Ausstattung von Schulen oder Kitas oder auch fehlende Jugendprojekte hin. Zudem wisse jeder, dass es nicht bei diesem Hilfspaket für Hansa bleiben werde.

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10 Kommentare

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  • PA
    Prinz aus dem Erzgebirge

    Liebe Grüße aus dem Erzgebirge. !! Wenn ein EX - Bundespräsident mit zig Millionen überschüttet wird , dann darf auch HANSA etws aus dem Topf bekommen , fertig und aus !!!!!!!!!

  • AH
    Andi H

    Fakt ist,daß Hansa einen Grottenkick spielt.Die sportliche Leistung stimmt nicht mit ihrem Anspruch überein !Sonst hätten sie jetzt nicht solche sportlichen wie wirtschaftlichen Probleme und was einige Fans mit ihren "Arschloch"Auftritten erreichen wollen erschließt sich einem schon lange nicht mehr.Hansa war schon zu DDR-Zeiten ein Fahrstuhlverein und das hat sich bis heute nicht geändert!Vielleicht hatten einige aus der Bürgerschaft Angst,das sie zu hause Besuch kriegen den sie eigentlich nicht eingeladen haben falls sie gegen das Packet stimmen...wer weiß ?????

  • J
    Johannes

    Ich finde das völlig daneben. Wenn 25000 Fans der Verein so wichtig ist, soll jeder EUR 100 spenden, dann wäre das Geld auch reingekommen. Dass von meinen Steuern nicht nur die Hundertschaften von Polizisten, die notwendig sind, damit es keine Toten gibt, bezahlt werden, sondern nun auch noch Direkthilfen für einen Verein, der zwischen 2. und 3. Liga pendelt, passt mir ganz und gar nicht.

     

    Mit 2 Mio kann man ein Jahr lang 20 Professoren bezahlen oder 70 Kindergärtnerinnen (oder so was rum). Wann benötigt der Verein wohl die nächste Stundung/Hilfe/Geldspritze? Wieviel qualifizierte Arbeitsplätze entstehen oder werden erhalten...?

  • TE
    Thomas Ebert

    Lange haben die Verantwortlichen des Vereins daran gearbeitet. Jetzt scheint es vollbracht : Nie wieder 2. Liga! Herzlichen Glückwunsch Hansa!

  • Y
    yberg

    14,1 gesamtetat

    4,1 spieleretat

     

    laut etat rangliste BERLINER KURIER

     

    knicken hier gewählte politiker,die z.T. den amtseid zum gemeinwohl abgegeben haben vor gewalttätigen sport?fans ein

     

    jeder mittelständler mit 15 mio umsatz und 4,5 mio steuerschulden ,wird von der steuerverwaltung in die insolvenz geführt

     

    nun mal ein kleiner blick in die bilanz 2010 der ostseestadion gmbh&co kg

    im bundesanzeiger und die frage,warum sind da schlapp 5 mio-im vorjahr nur 3 mio-nicht durch die kommanditisten ausgeglichen worden.da wird die insolvenz verschleppt.

     

    unrettbar die schoße.mit jedem tag spielbetrieb strudeln sich die verantwortlichen tiefer in die haftung

     

     

    ole ole ole

  • A
    alteschule

    Warum bekommt die Stadt kein Mitspracherecht im Verein? Eventuell jemand für den Finanzvorstand? Dann braucht niemand auf Versprechen bauen, die realistisch nicht einzuhalten sind. Ich bin auch für den Verein, aber Misswirtschaft, egal aus welchem Jahrzent muss abgestellt werden. Was soll denn passieren, wenn der Verein für Jahre in der 3. Liga bleibt? Oder ist Amateurfussball kulturell die bessere Alternative? Denn darum geht es doch. Kultur.

  • O
    ole

    Irgendwie...

     

    Hierzulande führen Steuerschulden in Höhe von 4,5 Mio € einen Verein in den Überlebenskampf. In Spanien hingegen werden Steuerschulden von 160 Mio € die Grundlage eines Club für den Gewinn der Europa League.

     

    ...krass

  • H
    heincz

    Ich halte eine Finanzierung für überzogen. Natürlich hängen Fans an ihrem Verein, natürlich gehört dieser Verein irgendwie zu Rostock, aber bei andauernder Misswirtschaft muss auch so ein Verein wie jedes Unternehmen in der Privatwirtschaft pleite gehen dürfen oder sich drastisch einschränken.

     

    Rostock ist hoch verschuldete und bei einer einmaligen Finanzspritze wirds nicht bleiben. Vielleicht sollten auch die Fans ein wenig organisieren. T-Shirts, Benefitzkonzerte. Aber nein - die Bürgerschaft wird angegriffen und Finanzhilfe rigeros gefordert. Kulturgut, Massenunterhaltung, Zirkus. Irgendwann ist ja auch mal Schluss. Gibt zahlreiche Möglichkeiten sich andersweitig unterhalten zu lassen.

  • K
    Kira

    Aber für uns Hartz4-Empfänger ist kein Geld. Aber für den verdammten Fußball Kohle rausschmeißen. Ich bin auch von den Linken enttäuscht, anstatt ein klares Statement gegen Hansa Rostock und den ganzen scheiß Profifußball zu geben bleibt man wieder schwammig.

  • Y
    yberg

    nicht schlecht 4,5 millionen steuerschulden bei-geschätzt 15 mio umsatz,wenn überhaupt- die zu zum teil in höhe von 680 000 erlassen werden,dazu weitere geschenke.

     

    es kann doch wohl nicht wahr sein,daß die kommune indirekt überzogene spielergehälter bezahlt.

     

    allein der polizeieinsatz und die sicherheitsmaßnahmen in cottbus anfang april 12,beim abstiegsspiel,hat laut RBB Klartext 950 000 flocken gekostet es wird zeit für den amtsuntreue§en