: FAZ-Mag: finster
(29) Wieder hat der Druckfehlerteufel beim Berliner Tagesspiegel zugeschlagen, und wieder hat es Hellmuth Karasek erwischt. „Zwei so schöne Glossen über die Sonnenfinsternis habe ich geschrieben. Eine sogar auf Seite 1. Aber irgend so ein Heckenschütze macht mir alles kaputt“, heißt es in einer persönlichen Erklärung, die der Mitherausgeber vor Journalisten abgab. „Es ist einfach abscheulich! Hören Sie sich das doch mal an: ,Event oder Menetekel?‘ Oder: ,Spaßgesellschafts-Business as usual. Nichts also von Apokalypse now?‘ Was soll das sein? Das ist doch quasi gar nicht mehr übersetzbar! Oder hier: ,Natura non saltat. Naturgesetze machen keine Kapriolen und Sprünge, auch nicht, um Zeichen zu setzen.‘ Oder diese Gemeinheit: ,Spannend, was ist spannend? Spannend ist, ob man die Hose noch zukriegt, die letztes Jahr noch passte, ohne dass sie spannte.‘ “ Doch der jung gebliebene Mittsechziger gibt sich kämpferisch. „Den Kerl, der das geschrieben hat, mache ich fertig. Dem reiße ich die Maske vom Gesicht. Ich sage nur: decouvrieren, dechiffrieren, dekonstruieren!“
Auch die vom Tagesspiegel eingeschaltete Spezialeinheit ,Nestclean‘ verfolgt eine erste heiße Spur. In der Redaktion ist ein anonymes Schmähgedicht aufgetaucht: Unter der Überschrift „Natura non Salat“ heißt es dort: „Die Natur schreibt keinen Salat/ das hätte auch keinen Zweck/ denn den allergrößten Salat/ schrieb immer schon Karasek.“ Das Flugblatt wird derzeit auf genetische Fingerabdrücke untersucht.
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