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FAZ-Mag: Nachrufwettbewerb

(35) Josef Joffe strich sich den Schlips glatt und diktierte. „Schreiben Sie: ,Ich bin ein großer Deutscher! Gezeichnet D J JoJo.‘ “ Seine Sekretärin sah ihn irritiert an. „Sind Sie ... äh ... sicher, Herr Joffe?“ Genau diese Kleinmütigkeit war es, die Joffe zur Verzweiflung brachte. Seit Jahren schon. Er musste raus aus diesem Laden. Diese Süddeutsche war nur noch ein Klotz an seinem Bein. „Die res publica ist nicht dein Ding, Schätzchen“, sagte Joffe und verkrümelte sich. Zweifel nagten an ihm. Ob die Pfeifen in Hamburg seine Klasse erkennen würden?

Auch in der Redaktion der FAZ ging der Trauerflor in Fetzen. „Ich bin ein sehr großer Verlust!“, rief Frank Schirrmacher. „Ich habe mir ein Vermächtnis gegeben mit der Walser-Debatte!“ Marcel Reich-Ranicki war fassungslos. Wie konnte dieser hinterhältige Lümmel es wagen! „Wenn hier einer ein Verlust für Deutschland ist, dann bin ich das!“, rief der Literaturpapst. „Ein schmerzhafter, ein furchtbarer Verlust! Ich bin eine unvergleichliche Persönlichkeit! Eine kaum zu überschätzende Lücke!“ Zufällig kam Hauszeichner Achim Greser vorbei. Verwundert, ja verständnislos betrachtete er die beiden Kampfhähne, die am Boden rangelten und einander würgten. Greser tippte sich an die Stirn. Das musste er sofort seinem Hausarzt Dr. Müller erzählen ...

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