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FAZ-Mag: Bayern wird kölsch!

(60) Die von Korruptionsaffären geschüttelte CSU kommt nicht zur Ruhe. Ihr Zentralorgan, der Bayernkurier, macht bei einer Auflage von 150.000 Stück pro Jahr 4 Millionen Mark Defizit. „Wer meine Reden lesen will, der soll auch dafür zahlen!“, tobte CSU-Chef Stoiber während einer Klausurtagung in Bad Hausen. „Wer frisst hier eigentlich das ganze Geld? Das sind ja Zustände wie bei der taz!“ Stoiber malte den Teufel an die Wand: „Wenn das so weitergeht, können wir gleich der Kölner SPD beitreten!“ Dieser Vorschlag fand lebhaften Zuspruch bei vielen CSU-Funktionären. „Au ja! Betriebsausflug! Olé, olé, olé, olé!“, riefen mehrere Landesminister. Stoiber aber hatte noch ein Ass im Ärmel. Mit der rechten Hand hielt er den Kölner Sozialdemokraten Klaus Heugel hinten am Kragen. „Tut es nicht!“, beschwor Heugel die Tagungsteilnehmer. „Bei der Kölner SPD gibt es schon wegen Kleingeld Theater.“ Tief berührt berichtete Heugel, wie er in einem Jahr gerade mal 67.000 Mark nebenbei verdient habe und dafür davongejagt worden sei. Die Bayern lachten nur herzlos. Heugel legte nach: „Außerdem müsst ihr euch dann dauernd mit Wolfgang Niedecken unterhalten!“ Das machte Eindruck; noch mit Schrecken dachten die CSUler an den Abend mit Wolf Biermann, der natürlich rein zufällig seine Gitarre dabei gehabt hatte. Die Aussicht, „de Wolfjang“ anzuhören, war selbst für die in hunderten von Blasmusikkonzerten gestählten Bayern zu viel. „Nein! Nein!“ riefen sie. „Dann lieber Bayernkurier lesen! Und dafür bezahlen! Zehn Mark pro Seite.“ Stoiber lächelte und gab Heugel zum Altpapier. Der Bayernkurier war gerettet.

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