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FARL–Chef soll vor Gericht

■ Offiziell proklamierte Härte und inoffizielle Verhandlungssondierungen der französischen Regierung / Zwei übereilt ausgewiesene Iraker konnten am Wochenende nach Paris zurückkehren

Berlin (taz) - Offenbar, um den Eindruck der Standhaftigkeit zu vermitteln, den die französische Öffentlichkeit von ihrer Regierung erwartet, hat Justizminister Albin Chalandon am Wochenende bekanntgegeben, daß der mutmaßliche Chef der libanesischen Untergrundgruppe FARL, Ibrahim Abdallah, im kommenden Februar vor Gericht gestellt werden soll. Ibrahim Abdallah wird mit der Ermordung des US–amerikanischen Militärattaches Charles Ray und des israelischen Diplomaten Jacov Barsimantov in Paris 1982 in Verbindung gebracht. Gleichzeitig versucht die französische Regierung allerdings offenbar verstärkt, künftige Attentate durch Verhandlungen zu verhindern. Erzbischof Capucci, ehemaliger Patriarch von Jerusalem, hatte vor und nach seinem Be such bei Ibrahim Abdallah am vergangenen Montag eine Unterredung mit dem Sicherheitsminister Pandraud geführt, und am vergangnen Dienstag war Michel Aurillac, Minister für Kooperation, zu einem Blitzbesuch nach Damaskus gereist, der am Wochenende vom syrischen Außenminister Faruk al–Shareh erwidert wurde. Dem Vernehmen nach traf sich al– Shareh in Paris auch mit Capucci. Die Syrien–Connection hat wohl den Zweck, die Einflußmöglichkeiten der Syrer auf die FARL herauszufinden, die sich zu den meisten Attentaten in Paris bekannt haben und vor allem die Freilassung Ibrahim Abdallahs fordern. Die polizeiliche Fahndung folgt damit verstärkt der These, wonach die Attentate dem weiteren Umkreis der Familie von Ibrahim Abdallah zugerechnet werden und nicht - wie immer wieder gemutmaßt wird - den Geheimdiensten eines oder mehrerer Länder. Zwischen Premierminister Chirac und dem sozialistischen Staatschef Mitterrand soll es inzwischen erneut zu Auseinandersetzungen gekommen sein, da Mitterrand Verhandlungen kategorisch ablehnt. Unterdessen konnten am Wochenende die beiden irakischen Regimegegner nach Frankreich zurückkehren, deren übereilte Abschiebung in den Irak im Februar scharfe Proteste ausgelöst hatte. Nach einer Falschmeldung, wonach einer der beiden im Irak nach seiner Rückkehr hingerichtet worden sei, hatte die Gruppe „Djihad Islami“ die Hinrichtung einer in ihrer Gewalt befindlichen Geiel, des französischen Forschers Michel Seurat, bekanntgegeben. Über den Tod Seurats besteht noch keine endgültige Sicherheit. ant

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