piwik no script img

FAO fürchtet Konkurrenz von „Zweiter“ und „Dritter Welt“

Rom (afp/ap) - Die achtziger Jahre waren „für die Entwicklung in zahlreichen Länder der Dritten Welt ein verlorenes Jahrzehnt“. Diese Bilanz zog der Direktor der Welternährungsorganisation (FAO), Edouard Saouma, am Mittwoch in Rom bei der Vorstellung des Jahresernährungsberichtes 1989. Die Organisation befürchtet, daß die derzeit in großem Stil von den Industrieländern für die Staaten Osteuropas bereitgestellte Hilfe auf Kosten der Hilfe für Entwicklungsländer gehen könnte. „Der Beistand für die Zweite Welt sollte nicht auf Kosten der Entwicklungsländer erfolgen“, so Saouma. In dem Bericht wird von neuen Hungersnöten vor allem in Afrika gewarnt. Besonders kritisch könne die Situation bereits in den kommenden Wochen in Äthiopien, Sudan sowie in Angola und Mosambik werden. Saouma erklärte, im ausgehenden Jahrzehnt seien vor allem Teile Lateinamerikas und Afrikas in ihrer Entwicklung zurückgefallen. Dort habe sich die Unterernährung verschärft. Er forderte faire Handelsbedingungen für die Entwicklungsländer, um diesen beim Export zu helfen. Der Bericht begrüßt den Beitritt der Sowjetunion zur FAO, die Organisation werde damit in die Lage versetzt, eine wirklich weltumspannende Rolle zu spielen. Für die kommenden Jahre nannte der FAO-Direktor die Suche nach Wegen, die Umweltschutz und Bereitstellung ausreichend vieler Nahrungsmittel gleichzeitig ermöglichen, als wichtigste Aufgabe. „Für die entwickelten Länder bedeutet dies Zurückhaltung im Überverbrauch zugunsten ökologischer Gesichtspunkte. Für die Entwicklungsländer bedeutet dies Kampf gegen die Armut, die den Landwirt zur übermäßigen Ausbeutung des Bodens, des Wassers und der Wälder zwingt“, so der Bericht.

Angesichts der wachsenden Aufgaben bedauerte Saouma, daß die Finanzsituation der FAO weiter kritisch sei. Das Defizit der FAO beläuft sich auf fast 175 Millionen Dollar, daran seien die USA allein mit 143 Millionen Dollar beteiligt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen