FAHRSCHEINE Fester Standardpreis entfällt. Wochenendreisende zahlen künftig mehr: Bahn fliegt auf flexible Ticketpreise
Berlin taz | Die Deutsche Bahn erhöht die Preise im Fernverkehr zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember um durchschnittlich 1,3 Prozent. Der Normalpreis wird um 1,9 Prozent steigen, Zeitkarten für bestimmte Strecken werden jedoch bis um 3,9 Prozent teurer. Auch der Preis für die Bahncard 100 steigt um 2,5 Prozent. Die Sparpreise bleiben hingegen verschont. Dies gab das Unternehmen am Freitag in Berlin bekannt.
Der Normalpreis steigt nicht nur an, er heißt künftig Flexpreis – und wird ähnlich wie bei Flugzeugen und Fernbussen je nach Reisetag variieren. So wird die Strecke von Frankfurt nach München regulär 103 Euro kosten, an stark frequentierten Tagen 106 Euro und an Tagen mit weniger Reisenden 100 Euro. Die höheren Preise wird es vor allem rund um Feiertage und Wochenenden geben.
Mit den schwankenden Preisen möchte die Bahn auf die unterschiedliche Auslastung ihrer Züge reagieren und den Kunden einen Anreiz geben, auf unbeliebte Reisetage auszuweichen. Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn glaubt nicht, dass das gelingt: „Kaum jemand ändert seinen Reisetag für ein paar Euro, das neue Preismodell wird aber höhere Einnahmen bringen.“ Wenn man diese nutze, um den Service zu verbessern, sei das genauso vertretbar wie die Erhöhung des Flexpreises.
Der Preisanstieg trifft Pendler, spontan Reisende und Vielfahrer. Die Sparpreise und auch die Preise für die Bahncard 25 und 50 bleiben hingegen konstant und es wird weiterhin Fernverkehrstickets für 19 Euro geben. Naumann von Pro Bahn befürchtet jedoch, dass die Menge der günstigen Tickets pro Zug reduziert wird.
Mit den Angeboten hatte die Bahn auf die Konkurrenz durch Fernbusse und den günstigen Autoverkehr bei niedrigen Ölpreisen reagiert. „Wir bewegen uns in einem aggressiven Wettbewerbsumfeld“, sagte Birgit Bohle, Chefin der Fernverkehrsabteilung. 132 Millionen Passagiere nutzten 2015 die Bahn, so viele wie nie zuvor, der Umsatz blieb aber hinter der Erwartung zurück. „Das Preisniveau auf dem Markt ist zu niedrig“, erklärte Bohle.
Neben den Preisanpassungen soll der Service verbessert werden. Auch Kunden der zweiten Klasse können zukünftig kostenfrei das WLAN nutzen, jedoch mit begrenztem Datenvolumen. Zudem können Tickets künftig auch online bis zu sechs Monate im Voraus gebucht werden. Wer bis zum 10. Dezember bucht, zahlt noch die alten Preise.
Tobias Pastoors
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