: Exzessiver Vierer
Gelebter Rock‘n‘Roll-Zirkus: „(And You Will Know Us By The) Trail Of Dead“ im Schlachthof
Fühlen Sie sich auch gelegentlich deplatziert, wenn Sie ein Konzert besuchen? Scheinen Ihnen die symbolische Väter mordenden Konzepte, wie sie sich hinter allerlei Post-Präfixen verstecken, nicht schön und gut konzipiert (aber immer wieder auch reichlich unsexy)? Bleiben Ihnen andererseits die quer dazu liegenden Versuche erdigen Rockhandwerks suspekt, sei es in schwelgerischer Retro- oder, pardon, furztrockenen Wüstenvariante?
Abhilfe versprachen dem geneigten, in solchen oder ähnlichen Konflikten verzettelten Gitarrenfreund mit zeitgemäßem Anspruch vor gut eineinhalb Jahren die Texaner (And You Will Know Us By The) Trail Of Dead. Zum Erscheinen von deren zweiter Platte Madonna entdeckten maßgebliche Kreise auch der europäischen Popjournaille das Indierock-Quartett – mancherorts wurde prompt eine weitere letzte Hoffnung des Genres ausgerufen. Bei aller Güte des solide rumorenden bis immer wieder großartig funkelnden Post-Sonic Youth-Emorocks, wie ihn die Band auf inzwischen drei Alben presst: Ein wirkliches Erlebnis sind Trail Of Dead auf der Bühne, am liebsten in engen, schweißtriefenden Konzertschuppens.
Wenn die ehemaligen Chorbrüder jetzt auftreten, darf sich das Publikum freuen auf geschichtsbewusst krachendes Indie-Handwerk, Rockposen diesseits der Ironiegrenze, zu Bruch gehendes Instrumentarium und einiger der verdammt besten Momente, die das Genre heutzutage aufzubringen imstande zu sein scheint. Alexander Diehl
mit Vue: Montag, 21 Uhr, Schlachthof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen