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Exzentrische Künstlerin mitten im LebenKeine Angst vor Intimität

Schrille Klamotten, schriller Lippenstift, schrille Brille: Im Mittelpunkt der exzentrischen Künstlerin Mary Ocher stehen Kommunikation und Beziehungen.

Schrilles Kunstwerk: Die Künstlerin Mary Ocher. Bild: Christina Sunbeam/Promo

Wenn man Mary Ocher begegnet – sei es in den Straßen von Berlin oder als Musikerin auf der Bühne, als Privatperson oder Performerin –, drängt sich der Eindruck auf, dass man es mit einer exzentrischen Persönlichkeit zu tun hat. Tatsächlich wirkt sie wie ein lebendes Kunstwerk mit ihren schrillbunten Klamotten, der großen Brille und dem lauten Lippenstift.

Aber es gibt auch die verletzbare Mary Ocher, die ihre Scheu vor Auftritten erst überwinden lernen musste. Als Jugendliche habe sie sich oft isoliert gefühlt, sagt sie, und dass ihr die Musik dabei geholfen habe, Anerkennung zu erfahren.

Für sie bedeutet das gute Leben daher in erster Linie: von Menschen umgeben zu sein, die einen verstehen. Von Freunden. Momentan lebt sie in einem Hausprojekt gemeinsam mit 18 Menschen, die das ähnlich sehen, zwei Kinder und drei Katzen sind auch dabei. Zuvor wohnte sie in der Liebigstraße 14, einem Hausprojekt in Berlin-Friedrichshain, das Anfang 2011 geräumt wurde.

Was es bedeutet, in einer solchen Gemeinschaft zu leben, hat die 25-Jährige erst in Berlin gelernt. Aufgewachsen ist Mary Ocher in Moskau, später zog sie mit ihren Eltern nach Israel, lernte in Tel Aviv an einer jüdschen Schule, die sie mit 16 Jahren verließ – stets mit dem Gefühl, nicht dazuzugehören.

Viele ihrer Werke beschäftigen sich mit der Kommunikation und den Beziehungen zwischen Menschen, so auch ein Film, an dem sie gerade arbeitet. Das Ergebnis wird ein Experiment sein, mit dessen Hilfe sie herausfinden will, warum derart viele Menschen ihrer Generation sich mit Partnerschaften schwertun: „In meiner sozialen Umgebung wollen die Leute niemanden, der ihnen nah ist, oder sie haben einfach Angst vor Intimität“, fasst sie zusammen. „Aber ob eine Beziehung am Ende tatsächlich hält, kann man sowieso nicht wissen. Es geht viel mehr darum, sich dafür zu entscheiden, dass man es versucht.“

Als sie hört, wie alt die taz dieses Jahr wird, bekommt sie hinter ihrer riesigen Brille einen ganz verklärten Blick. „Wie Jesus“, sagt sie und lächelt.

Mary Ocher singt am 14.4. zum Doppelgeburtstag: Die taz wird 33, die taz Genossenschaft 20 Jahre alt.

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