: Extreme Positionen
betr.: „Zurückdatierte Morddrohung“ (Scharon gegen Arafat), taz vom 1. 2. 02
Die Aussichten könnten schlechter kaum sein: Wie soll man nach einem solchen Statement Scharons noch an irgendeine Verhandlungslösung glauben? Der alte Falke Scharon soll mit jemandem Vereinbarungen treffen, den er am liebsten „liquidiert“ sähe? Kaum vorstellbar.
Dass Arafat nicht unbedingt eine in sich schlüssige Politik macht, macht die Situation noch hoffnungsloser. Das Hauptproblem ist aber die israelische Innenpolitik. Solange die Hardliner bestimmen, wo es langgeht, prallen nur die extremen Positionen aufeinander, Hamas auf der einen, jüdische Siedler auf der anderen Seite. Was ist zu tun? Warten auf die nächste Wahl? Und wird die anders ausgehen? Die Angst regiert, und wem vertrauen die Menschen, wenn sie Angst haben? Dem „starken“ Mann vom Schlage Scharons, der den Leuten zwar nicht mehr Sicherheit bringt, aber ein Vertreter ihrer Angst, ihrer Wut und ihres Hasses ist.
Was den Isralis bevorsteht, und was durch Sharon nur aufgeschoben, aber nicht umgangen werden kann, sind Verhandlungen, auch wenn Terroranschläge passieren. Denn die Hamas und andere radikale Palästinenserorganisationen werden ebenso wenig wie die Rechten in Israel Frieden geben. Erst wenn auf beiden Seiten die gemäßigten Kräfte das Sagen haben, wie ansatzweise in Oslo, dann gibt es eine neue Chance auf Frieden. Wann wird das sein? Vielleicht erst dann, wenn die Generation der Scharons, Perez’ und Arafats abgelöst wurde. ADRIAN DILL, Mainz
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