Express-Abitur: Schnellläufer-Schulen treten auf die Bremse

Mehrere Gymnasien haben ein Zusatzjahr für ihre Schnellläufer-Klassen beantragt. Durch die Verkürzung der regulären Schulzeit auf 12 Jahre wären die hochbegabten Abiturienten einfach zu jung.

Abiturienten werden immer jünger Bild: Frank Augstein/AP

Berlins Expressabitur steht in seiner jetzigen Form offenbar vor dem Ende. 3 der 13 Berliner Schulen mit Schnellläuferklassen haben in der vergangenen Woche bei Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) Antrag auf die einjährige Verlängerung der Klassen eingereicht. Damit bräuchten die Expressklassen ebenso lange bis zum Abitur wie normale Klassen. Laut Ralf Treptow, Leiter der Rosa-Luxemburg-Oberschule in Pankow, hatten sich bei einer Schulkonferenz Vertreter von Eltern, Lehrern und Schülern dafür ausgesprochen. "Durch die 2004 eingeführte Einschulung mit fünfeinhalb Jahren und das Überspringen mehrerer Klassen wären Hochbegabte beim Abitur dann 15 bis 17 Jahre alt", so Treptow. Das gehe auf Kosten der Bildung.

Die Schnellläuferklassen an Berliner Gymnasien bieten seit 2005 Hochbegabten die Möglichkeit, die achte Klasse zu überspringen und das Abitur ein Jahr früher abzulegen. Zuletzt ist die Nachfrage nach der Testung auf eine Hochbegabung merklich zurückgegangen. Mit der Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren im Schuljahr 2006/07 verkürzten sich die Expressklassenzüge auf elf Jahre. Laut Ralf Treptow wird das zusätzliche Schuljahr aber für das anspruchsvolle Bildungsangebot der begabten Schüler benötigt, "vor allem für Projektunterricht und fächerübergreifende Kurse".

Bildungssenator Jürgen Zöllner kann sich eine Begabtenförderung auch für ein zwölfjähriges Abitur vorstellen. Aber auch das Abitur nach elf Jahren soll laut Sprecher Jens Stiller auf Wunsch an einzelnen Schulen möglich sein: "Letztlich muss die Nachfrage nach den Expressklassen den Ausschlag geben."

Die ist laut Bildungsverwaltung rückläufig: Bewarben sich zwischen 2005 und 2009 zwischen 800 und 1.000 Schülern, waren es 2010 nur noch gut 700.

Die bildungspolitischen Fraktionssprecher zeigten Verständnis für den Antrag der Schulen auf eine Streckung der Schnellläufer-Zeit: Steffen Zillich (Die Linke) sprach sich dafür aus, das gesamte Projekt zu beenden und seine Ergebnisse auszuwerten. Felicitas Tesch (SPD) sagte, dass es Hochbegabten auch ohne Schnellläuferklassen möglich sei, Klassen zu überspringen. Mieke Senftleben von der FDP betonte dagegen, Hochbegabte bräuchten trotzdem auch weiterhin "Futter für den Kopf, um nicht unterfordert zu werden".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.