■ Expo 2000: Probleme mit dem Dosenhaus
Essen aus der Dose mag ungesund sein – Essen in der Dose könnte gefährlich werden. Was, wenn Feuer ausbricht, Panik entsteht und die Büchsenwände von flüchtenden Menschenmassen zusammengedrückt werden? Oder verschoben, so dass sie den Notausgang blockieren? Nein, eine Gaststätte aus Dosen sei mit den Brandschutzvorschriften nicht zu vereinbaren, erfuhr Blechdosenhaus-Konstrukteur Michael Hönes, kaum dass er die Zusage erhalten hatte, auf dem Gelände für die Expo 2000 in Hannover ein so genanntes Themenrestaurant zu errichten. Tische, Stühle und Theke darf er zwar aus alten Getränkebehältern herstellen; die Wände jedoch, so einigte man sich schließlich, sollen aus einem Stahlgerüst bestehen, das lediglich mit Dosen verkleidet wird. Macht nichts, findet Hönes. Er ist Komplikationen im Zusammenhang mit der Weltausstellung gewöhnt. Ob er denn belegen könne, dass von seinen Dosen keine Emmissionen ausgehen, wollte einer der Juroren 1998 wissen. Hönes konnte nicht und wurde nach Hause geschickt.
Erst im zweiten Anlauf klappte es: Seine Firma in Lesotho wurde als so genanntes dezentrales Projekt der Expo anerkannt. Nun ist Hönes zweimal in Hannover vertreten: mit dem Restaurant und als Gesandter Lesothos im Afrika-Pavillon.
Bleibt nur noch die Wohnungsfrage zu klären. Am liebsten möchte Hönes während der fünfmonatigen Ausstellung komplett im Dosenhaus leben. Doch seine Gebäude, erfuhr er, zählen rechtlich zu den „fliegenden Bauten“, und die dürfen nicht ohne Genehmigung errichtet werden. Eine Baugenehmigung wiederum bekommt nur, wer ein Grundstück vorweisen kann. Der Schwabe hofft nun auf die Hannoveraner: 40 Quadratmeter Fläche braucht er – vielleicht findet sich jemand, der seinen Garten zur Verfügung stellt. Judith Weber
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen