: Explosive Überraschungen
Auf den Feldern im Osten Frankreichs hat sich der Tod als Kartoffel getarnt. Eine aufmerksame Hausfrau aus Caluire bei Lyon ließ sich nicht täuschen. Beim Kartoffelschälen in ihrer Küche erkannte sie die Splitterhandgranate noch bevor sie das Messer ansetzte. Das gefährliche Ding wurde von Sprengmeistern an einem sicheren Ort zur Explosion gebracht. Nach Angaben der Feuerwerker sind deratige Funde in Kartoffelsäcken keine Seltenheit. Während die Erdäpfel früher von Hand verlesen wurden, werden heute Sortier- und Abfüllmaschinen verwendet, die keinen Unterschied zwischen einer Kartoffel und einer Granate machen, die sich in Form und Gewicht ähneln. Derartige Handgranaten, die in einem Umkreis von hundert Metern tödlich sind, liegen noch massenhaft auf den Feldern um Lyon, wo im Ersten Weltkrieg schwere Kämpfe stattfanden.
Ein anderer französischer Gemüsefreund entdeckte Souvenirs aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Mann war in einem Buschgelände bei Fleury auf der Suche nach wildem Spargel als er ein Munitionslager der Deutschen Wehrmacht entdeckte. Sprengstoffexperten sind jetzt im Wettlauf mit Souvenirjägern dabei, die Flak- und Maschinengewehrmunition zu suchen und zu entschärfen.
Aber nicht nur zu Lande, auch auf hoher See kann man Kriegsandenken finden. Den Skipper des Fischkutters „Shinnecock 1“ traf beinahe der Schlag als er seinen Fang einholte. Was da vor Long Island in seinem Netz hing, war ein 1.600 Kilo schwerer Torpedo aus dem Zweiten Weltkrieg. Der sechs Meter lange Blindgänger muß nach Ansicht der Küstenwache in den 40er Jahren von einem amerikanischen U-Boot abgefeuert worden sein. Der Sprengkopf war noch voll funktionsfähig.
Doch nicht nur Antiquitäten, selbst modernste Sprengkörper liegen heute in der Gegend rum. In der nordirischen Ortschaft Enniskilen spielten Kinder mit einer Bombe Fußball. Die Jungs hatten den Sprengsatz auf ihrem Weg zur Schule gefunden, hielten ihn für einen alten Puppenkopf und kickten ihn so lange herum, bis er im Schultor-Gitter steckenblieb. Ein Lehrer entdeckt den wahren Charakter des Balls. Es war ein Wunder, daß den Kindern nichts passierte, denn ihr Fußball enthielt immerhin ein Pfund des Plastiksprengstoffs Semtex. Die Polizei vermutet, daß die Bombe von der IRA stammt und ursprünglich als tödliche Überraschung unter dem Wagen eines Sicherheitsbeamten angebracht war, sich aber auf der Fahrt gelöst hatte. Karl Wegmann
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