Expertin über Rentenvorsorge: "Frauen sollten genau rechnen"
Eine Expertin rät Müttern, die wegen der Kinder zu Hause bleiben, zu einer eigenen privaten Rentenversicherung. Auf ihren Partner sollten sie lieber nicht setzen.
taz: Frau Mücke, eine neue Studie hat herausgefunden, dass selbst erwerbstätige Frauen später in der Altersarmut landen können. Wie kann das sein?
Annette Mücke: Eine Ursache ist nach wie vor, dass viele Frauen für die Kindererziehung längere Zeit ihren Job aufgeben. Darüber vergessen sie leider ihre eigene finanzielle Absicherung und setzen darauf, dass die Kinderzeiten in der Rente angerechnet werden.
Es trifft aber auch Frauen, die nicht zu Hause bleiben.
Auch Frauen, die in Minijobs oder zu geringen Löhnen arbeiten, haben starke Renteneinbußen. Ihre Rente reicht im Alter nicht aus. Das wissen viele Frauen aber nicht. Sie vertrauen auf ihren Partner, ohne klare Absprachen getroffen zu haben.
Was meinen Sie damit?
43, ist Bankkauffrau und Lehrkraft für Finanzkompetenz in Lüneburg. Sie hat immer Rentenbeiträge geleistet, auch in Minijobs.
Viele Frauen tun sich schwer damit, ihre Erziehungsleistung selbstbewusst gegenüber ihrem Partner durchzusetzen. Hier rate ich zu einer gleichberechtigten Aufteilung von Familienpflichten und -einkommen.
Viele junge Männer kümmern sich doch um die Erziehung.
Ja. Aber die wenigsten Väter nehmen überhaupt und wenn, dann nur sehr kurze Elternzeiten in Anspruch.
Wie sähe denn eine gleichberechtigte Aufteilung aus?
Ein Patentrezept gibt es nicht. Wichtig aber wäre, einen Teil des Familieneinkommens für die Altersvorsorge der Frau zurückzulegen. Ist das nicht möglich, sollten Frauen nach der Babypause so schnell wie möglich wieder in den Job zurückkehren.
Manche Frauen wollen das aber nicht.
Dann sollten sie genau abwägen und sich ausrechnen, ob das sinnvoll ist. Und sie sollten jede Renteninformation genau lesen. Manche Frauen legen diese Briefe einfach zur Seite. Dann werden Fehlzeiten nicht korrigiert und die Folgen aus der Rentenmitteilung nicht richtig eingeschätzt.
Raten Sie Frauen zur Vollzeit?
Nicht unbedingt, die Zeit mit Kindern ist wertvoll.
Welche Summen sollte man denn für die private Altersvorsorge anpeilen?
Ein höherer dreistelliger Betrag sollte es schon sein. Aber auch jeder kleinere Beitrag ist besser als gar keiner. Je früher Frauen mit ihrer Absicherung beginnen, umso kleiner sind die Beträge, die sie aufwenden müssen.
Manche Familie kann aber nicht einmal einen klitzekleinen Betrag abknapsen.
Dann geht es nicht ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
Parteitag der CDU im Hochsauerlandkreis
Der Merz im Schafspelz