: Expedition ins Designreich
Nicht nur schön, sondern auch schön stabil soll gutes Design sein. Der Barcelona-Sessel von Mies van der Rohe wäre nicht seit 70 Jahren ein Design-Klassiker, wenn sich sein Leder durchgesessen hätte. Das Versprechen solider Gestaltung hat heute mehr Bedeutung denn je – bei den DesignerInnen, den HändlerInnen wie den VerbraucherInnen. Dem Belastungstest mußten sich nun die Hocker, Sessel, Tische und Betten aus der jüngeren Design-Generation unterziehen. Bei den „3. Bremer Design-Expeditionen“ im Park des Focke-Museums stellten zehn Bremer Fachgeschäfte am Wochenende Preziosen aus ihrem Sortiment auf die harte Probe. Was ansonsten nur in wohlklimatisierten Einrichtungsstudios verborgen ist, durfte hier im Freien mal ordentlich betatscht werden. Prunkstück der Schau: Ein Himmelbett aus einer italienischen Designschmiede, ganz aus massivem Kirschholz gebaut. Kein Preßspan, kein formaldehyd-verdächtiger Leim und kein Tropenholz kommt Heino Endler, Geschäftsführer von „Treibholz“, ins Bett. Und auch kein Metall. Mit einer Sprungfedermatratze „hole ich mir ja praktisch 'ne Antenne ins Bett“. Sensible Organismen könne das schon den Schlaf rauben, bei all dem Handy-Funkverkehr in der Luft. „Sauber, praktisch, natürlich und schlicht“ müsse gutes Design sein. Und halbwegs bezahlbar. Das sei nicht immer machbar: Das Ökobett geht demnächst für 7.800 Mark über den Tresen. Auch für die wind- und wetterfesten Gartenmöbel, die Nils Koerber gleich nebendran präsentierte, müssen die KundInnen tief ins Portemonnaie langen. 550 Mark pro Klappstuhl – dafür, sagt Körber, „brauche ich mir nicht jedes Jahr einen Billigstuhl für 50 Mark kaufen“. Gleichviel: Wer in gesunden Möbeln leben will, vielleicht noch auf schlichte Formen Wert legt, muß einiges hinblättern; der große Rest muß sich weiter mit dem Meyerhoff-Schnickschnack zu Aktionspreisen bescheiden. Immerhin haben die VerbraucherInnen bei den „Design-Expeditionen“ mal die Gelegenheit, sich über erstrebenswerte Produktqualität zu informieren. Weitere Veranstaltungen sollen folgen. tw/Foto: Nikolai Wolff
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