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Ex–General Bastian als Zeuge im Barbie–Prozeß

■ Im Barbie–Prozeß sagte der deutsche General a.D. als Zeitzeuge aus / Bastian verteidigt die Wehrmacht / Er gesteht Gestapo keinen Befehlsnotstand zu / Wehrmacht sei mit Gestapo nicht vergleichbar / Verteidiger Verges nutzt Aussagen zu ironischen Kommentaren

Aus Lyon Lothar Baier

„Weil es in meinem Land die Verdrängung der Vergangenheit gibt, ist der Barbie–Prozeß nicht nur für Frankreich, sondern auch für die Bundesrepublik wichtig“, erklärte der ehemalige Abgeordnete der Grünen Gert Bastian zu Beginn seiner Aussage in Lyon. Von einer als Nebenkläger auftretenden französischen Organisation ehemaliger Resistance– Kämpfer und Deportierter als Zeuge der Geschichte benannt, wurde Bastian erst am Ende des bisher längsten Verhandlungstages im Barbie–Prozeß in den Zeugenstand gerufen. So fand der mit Spannung erwartete Auftritt des deutschen Generals, der sich zum Pazifisten gemausert hat, vor verwaisten Pressestühlen statt. Der Bundeswehrgeneral a.D. Bastian folgte in seiner Aussage der schwierigen Doppelstrategie, einerseits den Krieg als Verbrechen schlechthin zu verdammen und andererseits die Ehre der kriegführenden Wehrmacht zu verteidigen, die - zwar von Verbrechen beschmutzt - mit einer verbrecherischen und keinesfalls militärähnlichen Formation wie der Gestapo nicht verglichen werden kann. Wer in der Gestapo einen Posten hatte, habe diesen freiwillig übernommen und könne sich folglich nicht auf einen Befehlsnotstand berufen. Barbies Verteidiger Verges benutzte die Gelegenheit, Bastian nach dessen Vergangenheit als 1941 freiwillig in die Wehrmacht eingetretener und bis zum Leutnant beförderter Soldat zu befragen. „Hat der Zeuge im Juli 1944 etwas gegen den Nazismus unternommen?“ Nein, an der Konspiration des 20. Juli war der Zeuge Bastian zu seinem Bedauern nicht beteiligt. „Weiß der Zeuge von den rassistischen Massakern, die die Wehrmacht 1940 in Frankreich beging?“ Nein, davon wußte der Zeuge Bastian nichts: „Nur ein Bruchteil der Wehrmacht mit ihren sechs Millionen Mann war in Verbrechen verwickelt.“ Seiner Verteidigungslinie folgend, die darauf hinausläuft, Barbie zum kleinen Befehlsempfänger zu machen, kommentierte Verges Bastians Aussage ironisch: „Von einem SS–Leutnant wird also erwartet, daß er den Gehorsam verweigert, der junge Wehrmachtsleut nant Bastian hat dies aber nicht getan.“ Als Verges auch noch wissen wollte, was Bastian vom Fall des ehemaligen SS–Obersturmführers Heinz Felfe hält, der es nach einer bewegten Geheimdienstkarriere bis zum Professor für Kriminologie in Ost–Berlin gebracht hat, schnitt ihm der zu vorgerückter Stunde ungeduldig gewordene Gerichtsvorsitzende Cerdini kurzerhand das Wort ab.

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