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Ex-Stasis als KaDeWe-Detektive?

■ Im Renommierkaufhaus sollen neue Detektive Fingerabdrücke nehmen und Abhörwanzen legen

Schöneberg. Krimi im Konsumtempel KaDeWe: In der Tauentzienstraße sollen Detektive neuerdings Wanzen legen und Fingerabdrücke nehmen. Doch vielleicht sind die Arbeitsmethoden gar nicht so neu - denn seit kurzem arbeiten in der 13köpfigen Anti-Klau-Einheit zwei Kollegen aus der DDR. Einer der beiden, Initialien M.R., soll einst bei der SED-treuen Volkspolizei gedient haben. Ans Licht kamen die dubiosen Überwachungsmethoden, als Ende Juli im Arbeitszimmer der Detektive eine Abhörwanze entdeckt wurde.

Als speziell präpariertes Portemonnaie getarnt, wurde sie auf einem Kleiderschrank deponiert. Munter sendete die Wanze alles, worüber sich die insgesamt 13 Detektive unterhielten, an einen Empfänger weiter. KaDeWe-Geschäftsführer Ullrich Schmidt will es am liebsten nicht wahr haben: „Ob das eine Wanze ist, muß die Polizei noch feststellen.“ Aber wenn doch, dann wird es Ärger geben. „Logisch, ziehen wir dann Konsequenzen“, erklärte er. Von den Detektiven sind zwei beim KaDeWe angestellt, und elf bekommen ihren Lohn von der Charlottenburger Fremdfirma „DW-Gesellschaft - Wert- und Sicherheitstransporte GmbH“. Die Wanze hatten die KaDeWe -Detektive entdeckt und der Polizei gegeben.

Ob sich aufklären läßt, wer das Abhörgerät deponiert hat, und was mit ihm beabsichtigt war, ist zu bezweifeln. Ein Empfangsgerät dürfte noch am Dienstag abend verschwunden sein. Denn nachdem die KaDeWe-Detektive dem illegalen Insekt überrascht in die Augen guckten, sei noch einmal gegen 19.30 Uhr ein DW-Detektiv durch das ausgestorbene Kaufhaus geschlichen. Am Hintereingang habe er der Betriebsfeuerwehr erklärt, daß er noch mal „rauf“ müsse, weil er „einen Schlüssel vergessen“ habe. Doch vielleicht hat er im Arbeitszimmer etwas anderes gesucht - und gefunden? In dem 20-Quadratmeter-Raum soll es nur eine einzige abschließbare Schublade geben. War hier das Empfangsgerät versteckt? Den Schlüssel zu diesem Fach habe nur einer - ein DW-Detektiv.

Als unlängst das „Schaufenster des Westens“ 40 Jahre Wiederaufbau feierte, waren Detektive der DW-Gesellschaft auf dem Vordach des Haupteinganges zugange. Unbekannte hatten von dem Dach Jubiläumsfahnen geklaut. Die eifrigen Eigentumshüter verbrachten drei Stunden damit, Fingerabdrücke zu nehmen. Ein sogenannter „Spurensicherungskoffer“ sei für solche Zwecke von DDR -Mitarbeitern „erweitert“ worden. Allerdings kann man mit Fingerabdrücken nur etwas anfangen, wenn man eine Kartei führt. Doch die DW-Gesellschaft aus der Wielandstraße dementiert. Eine Kartei gebe es nicht. Wenn ihre Angestellten tatsächlich Fingerabdrücke genommen haben sollten, dann eigenmächtig.

Wieviele Bürger aus Ost-Berlin oder der DDR inzwischen bei der DW-Gesellschaft ihren Lohn verdienen, will keiner erzählen. „Grundsätzlich werden keine Stasi-Leute eingestellt.“ Über Beschäftigungsbücher könne man Anhaltspunkte darüber bekommen, ob die Bewerber für die Stasi gearbeitet haben. Ihr Auftreten und die Kleidung verrate „auch so manches“. Der DW-Chef, der nicht namentlich genannt werden möchte: „Ich hab‘ das bisher immer rausgekriegt.“ Doch wer ist außer Ex-Stasi-Leuten geeignet? „Leute mit guten Grundlagenkenntnissen.“

Vorgestern, einen Tag nach Beginn der taz-Recherche, wurde der Potsdamer Detektiv M.R. von der DW-Gesellschaft fristlos gefeuert.

Dirk Wildt

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