Ex-Politiker im Dschungelcamp: Faust aufs Auge
Der frühere Verkehrsminister und CDU-Politiker Günther Krause zieht ins „Dschungelcamp“. Dort ist er vielleicht besser aufgehoben, als man glaubt.
H elmut Kohl war bestimmt der Architekt der deutschen Einheit, aber natürlich befassten sich noch andere damit, die DDR zügig in den Geltungsbereich des Grundgesetzes zu überführen. Da brauchte es eine Menge Handwerker, die ohne Scheu waren, sich die Hände schmutzig zu machen. Einer von ihnen war sogar tatsächlich studierter Bauingenieur: Günther Krause nämlich, der als Ostberliner und Gegenstück des Westdeutschen Wolfgang Schäuble die Verhandlungen des Einigungsvertrag führte.
Krauses Verhandlungsgeschick wird durchaus ambivalent eingeschätzt. Einerseits kamen viele Regelungen des Einigungsvertrags einem völligen Ausverkauf der DDR gleich, andererseits gab Krause sich große Mühe, die Ergebnisse der sozialistischen Bodenreform vor flächendeckenden Rückübertragungsansprüchen der Alteigentümer zu schützen.
Das Urteil über seine Person fällt trotzdem oft ungnädig aus. Als erster gesamtdeutscher Verkehrsminister war er in mehrere Affären verwickelt, in denen einzelne Firmen besonders großzügige Staatsaufträge an Land zogen. 1993 musste er schließlich zurücktreten. Seitdem erlebte Krause eine millionenschwere Insolvenz, in deren Zusammenhang er auch zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.
Nicht zuletzt damit qualifizierte Krause sich für die Teilnahme an der vielleicht populärsten Rehabilitationsmaßnahme Deutschlands, dem „Dschungelcamp“. Gar nicht so wenige Teilnehmer*innen der Show waren bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die früheren Vergehen einiger der Urwaldstars reichten dabei von Anlagebetrug bis Totschlag.
Ein Star war Krause übrigens auch nie. Dafür kam er zu wenig fassbar daher, zu grau, zu mecklenburgisch. Aber welche A-Prominenz hat sich je in den australischen Busch verirrt, um zum Amüsement des Fernsehpublikums Würmer zu essen. Genau das soll Krause nun tun, ein Freak neben anderen. Das kann öde werden, wenn er den jungen Wettbewerbern abends am Gaskocher von seinen alten Zeiten erzählt. (Kein Lagerfeuer! Australischer Busch, Sie haben eventuell von den Bränden gelesen.)
Für hämisches Gelächter über den so tief Gefallenen ist es dennoch zu früh. Denn vielleicht entpuppt Günther Krause sich als der perfekte Anwärter auf den Dschungelthron – qua bitterer Lebenserfahrung und ostdeutschem Biografiebruch bestens vorbereitet auf die in westdeutschen Redaktionen erdachten Demütigungen. Nicht Jammer-, sondern Dschungel-Ossi gewissermaßen.
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