Ex-Familie Sarkozy: Ein ganz normales Paar
Voilà! Cécilia Ciganer-Albéniz und Nicolas Sarkozy sind wieder solo. Und obwohl das Privatleben in Frankreich besonderen Respekt genießt, redet man über nichts anderes mehr.
Sie redet. Er schweigt. Und die Franzosen saugen jedes neue Detail aus dem Vaudeville, das sich im Élysée-Palast abgespielt hat, gierig auf. Über kein Thema reden sie in diesen Tagen mehr.
Die Frauenzeitschrift Elle verlegt ihr Erscheinen um zwei Tage vor, um schon am Samstag an den Kiosken zu sein - mit einem exklusiven Interview mit einer Frau, die von sich sagt, dass sie das "Leben im Schatten", also inkognito, am liebsten mag. Cécilia Ciganer-Albéniz (49), bis zum letzten Montag Madame Sarkozy, sagt darin so grundlegende Dinge wie: "Nicolas hat ein Recht auf Glück. Er verdient es. Ich kann ihn nicht glücklich machen." Kurz zuvor hat sie einem Journalisten der Regionalzeitung Est Républicain erklärt: "Mir ist dasselbe passiert wie Millionen anderen Menschen. Eines Tages ist ihre Partnerschaft nicht mehr der wichtigste Platz im Leben."
Während sich seine Exgattin öffentlich erklärt, tut der Staatspräsident so, als läge ihm Exhibitionismus fern. Journalisten, die ihn beim EU-Gipfel in Lissabon auf seine Scheidung ansprechen, die erste in der Geschichte des Élysée-Palastes, herrscht er an: "Die Franzosen wollen dazu keinen Kommentar. Sie haben mehr Feingefühl und sind, so wage ich zu hoffen, diskreter als Sie."
Jahrelang haben sich die Sarkozys bemüht, ein modernes Paar zu geben. Gemeinsam haben sie ihr Privatleben in den Medien vorgeführt: kamen Hand in Hand ins Finanz- und später ins Innenministerium; luden Fotografen zum Jogging, Radfahren und Frühstücken ein; und setzten, wie einst die Kennedys in den USA, ihren Sohn Louis dekorativ unter den Schreibtisch von Papa. Derweil machten sich Monsieur und Madame gegenseitig öffentliche Liebeserklärungen. "Ohne ihre Ratschläge könnte ich meine Arbeit nicht tun", sagte er. "Die Politik ist so brutal, dass sie zu zweit leichter zu ertragen ist", sagte sie. An jeder Station seiner Karriere hatte sie ein eigenes Büro. Bis 2005. Dann verliebte sie sich in einen anderen Mann, dem sie für mehrere Monate nach New York folgte. Er hatte unterdessen eine Beziehung zu einer Journalistin in Paris. Als seine Gattin aus New York zu ihm zurückkam, war Nicolas Sarkozy mitten im Präsidentschaftswahlkampf. "Wir haben eine Krise durchlaufen", erklärte er damals und versicherte, sie seien nun wieder zusammen. Wörtlich: "zweifellos für immer". Seither unterband er jede weitere Veröffentlichung über seine Beziehung. Angeblich, um seine Familie zu schützen.
Madame Sarkozy, die zuvor immer in der ersten Reihe gesessen hatte, wurde unsichtbar. Der Chefredakteur von Paris Match, der ihre New Yorker Affäre enthüllte hatte, verlor seinen Posten. Und ein Verleger, dem der damalige Innenminister Sarkozy schwere rechtliche Folgen angedroht hatte, zog ein Buch über Cécilia Sarkozys Liebesleben zurück. Eine Woche nach dem zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen, die Nicolas Sarkozy 53 Prozent der Stimmen brachten, kippte der Chefredakteur des Journal de Dimanche im letzten Moment einen Artikel, der enthüllte, dass die première dame im zweiten Durchgang nicht gewählt hatte.
Weil die Informationen in ausländischen Medien erschienen, die nicht dem französischen Gesetz über den Schutz des Privatlebens unterliegen, und weil es das Internet gibt, erfuhren die Franzosen trotzdem, dass irgendetwas in der Beziehung der Sarkozys nicht stimmte. Am Abend des zweiten Durchgangs, zirkulierte in Paris das Gerücht, Cécilia Sarkozy habe auf einer Polizeiwache eine Aktennotiz gemacht: wegen ehelicher Gewalt. Seither ist der Tratsch über eine De-facto-Trennung der beiden und über ein Arrangement, wonach sie nur noch der Form halber zusammen waren, nie ganz verstummt.
Am vergangenen Donnerstag, am Tag des größten Streiks seit einem Dutzend Jahren, bestätigt der Élysée-Palast das Gerücht. Das - im Laufe des Tages zwei Mal korrigierte - Kommuniqué von dort spricht in seiner letzten Version dann von einer "Scheidung im gegenseitigen Einverständnis".
Die Scheidungsanwältin der Sarkozys bestreitet, dass diese ihre Ehe aus wahltaktischen Überlegungen verlängert hätten. "Als sie im August aus dem Sommerurlaub zurückkamen", versichert Anwältin Michèle Cahan, "lebten sie noch total wie ein Paar zusammen."
In Frankreich glauben das nicht einmal überzeugte Sarkozysten. "Was hätte Nicolas tun sollen?", fragt eine, die das lange Zögern vor der Bekanntgabe der Scheidung versteht: "Nach jahrelanger harter Arbeit war er vor den Präsidentschaftswahlen ganz knapp vor seinem Ziel. Da war es doch selbstverständlich, dass er die Trennung erst mal verschoben hat."
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