: Eva Koberstein
Wenn Eva Koberstein einen Aufzug bearbeitet, steht sie nicht mit dem Pinsel in der Kabine. Vielmehr schickt ihr der Auftraggeber exakt vermessene Aluminiumbleche, die sie dann mit Acrylfarbe in ihrem Atelier in Berlin-Neukölln bemalt. Etwa eine Woche benötigt sie für die Anfertigung eines Entwurfs, weitere drei Wochen für die Ausführung. Inzwischen hat die 33-Jährige so viel zu tun, dass sie eine Assistentin anstellen musste.
An ihrer Arbeit schätzt sie vor allem, dass Kunst hier einen nachvollziehbaren Wert hat. „Ich stelle Konzeption, Arbeitszeit und Farbe in Rechnung, der Auftraggeber kalkuliert seinen Nutzen.“ Ganz anders als im Kunstmarkt mit seinen irrationalen Preisen für die „großen Namen“ und Hungerhonoraren für den Nachwuchs.
Ihren „Hauptberuf“ sieht Koberstein gleichwohl in ihrer Tätigkeit als freie Künstlerin. Dann bemalt sie kleinteilige MDF-Platten und fertigt Skulpturen aus gebranntem Ton. Karikierend stellt sie dabei Situationen aus dem Alltag dar. Die Lächerlichkeit der Motive kontrastiert sie mit Zitaten aus der Kunstgeschichte. Studiert hat Eva Koberstein an der Kunstakademie in Stuttgart. Im Frühjahr hat sie auf der Art Frankfurt ausgestellt.
Mit der Liftmalerei will Koberstein auch Menschen „einen Zugang zur Kunst eröffnen, die sich sonst nicht dafür interessieren“. Gerne würde sie die Einweihung neuer Aufzüge mit einem Sektempfang verbinden. Es darf unterstellt werden, dass so die Zufriedenheit der Mieter weiter erhöht und die Vandalismusgefahr nochmals verringert würde. Vorschlag der taz für einen Werbeslogan: „Im Aufzug von Frau Koberstein / darf Kunst auch einmal nützlich sein.“ Kontakt: eva.koberstein@talknet.de CHRISTIAN RATH
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