: Eu wie wohl und gut
■ Spontane Begegnung mit „öffentlicher“ Eutonie
Es ist jetzt genau fünf Stunden her, daß ich entspannt war. Und das kam so:
Im Liegen habe ich den rechten Arm aus dem Handgelenk heraus hochgehoben und wieder abgesenkt. Ich habe den Arm aus dem Schulterblatt heraus hochgehoben und wieder abgesenkt. Ich habe den Arm aus dem Ellbogen heraus hochgehoben und wieder abgesenkt. Schwer. Zum Vergleich der linke Arm?
Der linke Arm tut mir leid.
Wie er da rumliegt! So undurchblutet! Als wäre er zu nichts nutze, als nützliche Dinge anfassen und diese erledigen zu können. Ein Hebel eben. Aber gesundes Nichtstun?
„Eutonische Bewegungserfahrung“ heißt die öffentliche Veranstaltung von IMPULS, dem Zentrum für gesunde und künstlerische Bewegung, und ist ein Angebot von vielen Ferienangeboten. Also für Schnupperwillige und Daheimgebliebene. Eine Stunde lang kann herausgefunden werden, was individuell gut und bekömmlich sein könnte. Ich will mal nachsehen, wie und was das ist: eine öffentliche Veranstaltung für Bewegungserfahrung.
An diesem Donnerstagmorgen sind nur wenige Frauen gekommen. Und so liegen wir etwas verloren zu dritt auf dem Boden und spüren uns und den neuen Teppich im großen Übungsraum. In der Einführung der Kursleiterin haben wir schon gelernt, daß wir uns auf mannigfaltige Art und Weise in einem körperlichen Irrtum befinden. Statt auf die Schwere unserer Knochen zu vertrauen, spannen wir Muskeln wie Rößlein ein, und was dabei rauskommt: Verspannung, Verspannung, Verspannung. Das kommt davon! „Wollen, Denken, Fühlen“ sind nämlich „Muskeln, Sehnen, Schleimhäuten“ (in Reihenfolge) zugeordnet. Sagt die Eutonie. Wir rollen uns ein und herum, damit die Energieströme an zu fließen fangen. Welche kommt aus der Rückenkäferlage wieder locker auf die Füße? Ich schaff‘ es Kursleiterin. Ich schäme mich. Lauter falsche Suggestivkräfte. Die beiden anderen schwingen nach vorne, daß es nur so auf die Füße kommt!
Schließlich schieben wir uns noch auf allen Vieren durch den Raum, nachdem sich vorher die Sehnen unserer Finger bis in die Ecke gestreckt haben. Dann erreichen wir den aufrechten Gang und verlassen mit hoch erhobenem Kopf und gestärkten Suggestivkräften den Ort.
Die IMPULS-Frauen wollen mit diesen Aktionen ihr Angebot vorstellen und dahinter die Idee: Gesunde und künstlerische Bewegung für den Normalmenschen jenseits vom Sportverein. Vor allem viel Bewegung, Theater und Bewegungstheater. Wer also Lust hat: Nächste Woche gehen die Schnupperstunden noch weiter. clak
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