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Ethische Leitlinien für Journalisten"Bild" schlägt zu

Ein schwerkranker Bremer Jura-Professor wird in die Psychiatrie eingewiesen. Die "Bild"-Zeitung verbreitet bereitwillig seine haltlosen Anwürfe gegen Kollegen - und demontiert so den Mann.

Ein Konvolut aus Vorwürfen gegen die Kollegen: Bild-Geschichte über den kranken Juristen. Bild: Ausriss "Bild" Bremen

Bremen taz | Das Bild zeigt einen Mann mittleren Alters. Er trägt einen schwarzen Jogginganzug, darunter ein schwarz-weiß gestreiftes Sweatshirt, das an die Kleidung von Häftlingen in Cartoons denken lässt. Mit verschränkten Händen sitzt er auf einem Krankenhausbett und blickt durch eine große schwarze Brille in die Kamera.

Bis vor wenigen Wochen war der Mann Dekan des Fachbereichs für Rechtswissenschaften an der Bremer Universität. International ist er als Experte für die Bekämpfung von Geldwäsche-Kriminalität bekannt, Kollegen und Justizpolitiker lobten seine Fachkompetenz, Studierende mochten ihn wegen seiner fairen Art, ihre Leistungen zu beurteilen. Jetzt sitzt er schwer krank in der geschlossenen Psychiatrie des Zentralkrankenhauses Bremen-Ost (ZKH Ost).

Dort hätte er genesen und in der Zukunft möglicherweise zu seiner Arbeit zurückkehren können. Doch seit einigen Tagen stehen die Chancen dafür schlecht.

Am Mittwoch machte die Bremer Bild-Zeitung mit einer Geschichte über den kranken Juristen auf. Außer dem Foto im Krankenzimmer druckte sie ein von außen aufgenommenes Bild, dass ihn hinter Gitterstäben wie in einem Gefängnis zeigt. In dem zugehörigen Text kommt der Professor zu Wort.

Er schildert sich als Opfer einer Mobbing-Intrige, erhebt schwere Vorwürfe gegen Kollegen und Angehörige. Der Bericht, geschrieben wie nach einem Krankenbesuch, transportiert den wahnhaften Verdacht des Juristen, er könnte von einem Komplott aus den Reihen der Universität in die Psychiatrie gebracht worden sein.

Erst am Vortag hatte die Bild-Zeitung mit einer ersten Story über ihn aufgemacht. Auch da gab sie ihm Gelegenheit, ein ganzes Konvolut aus Vorwürfen gegen seine Kollegen zu erheben: Von sexuellen Übergriffen, Untreue, Sozialversicherungsbetrug und Ähnlichem war die Rede, beschuldigt wurden vor allem andere Professoren.

Von seiner schweren psychischen Erkrankung fand sich in dem Text nicht ein einziges Wort. Da saß er schon rund zwei Wochen in der Klinik - es ist kaum vorstellbar, dass die Zeitung dies nicht gewusst hat.

Nachdem der Jurist schleichend erkrankt war, sah sich der Fachbereich Anfang März genötigt, ihn als Dekan abzuwählen. Offensichtlich vermochte er dies nicht mehr richtig zu verarbeiten. Er begann, Vorwürfe gegen Kollegen zu verbreiten, schickte die an Studierende, juristische Berufsverbände und Journalisten.

Die Universität und der Fachbereich gaben sich alle Mühe, die Sache nicht hochkochen zu lassen - trotz des Dilemmas, dass sie aus Gründen des Persönlichkeitsrechtsschutzes die Erkrankung des Juristen nicht öffentlich benennen konnten. Zunächst hatten sie Erfolg: Die Medien verzichteten weitgehend auf eine Berichterstattung.

Doch im Mai wurde die Krankheit schlimmer, das Amtsgericht stimmte einer psychologischen Begutachtung zu, der Rechtswissenschaftler wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Von dort nahm er erneut Kontakt zur Presse auf - und die Bild-Zeitung griff zu.

Am Dienstag nun sah die Universität sich erstmals zu einer öffentlichen Stellungnahme genötigt: Es gebe "keine Belege für den Wahrheitsgehalt der erhobenen Vorwürfe". Der Professor sei krank, das Rektorat habe ihm untersagt, die Vorwürfe öffentlich zu wiederholen, so die Universität.

Viele Juristen in Bremen sind entsetzt, dass ihr Kollege auf diese Weise bloßgestellt wurde. Ähnlich entgeistert war am Donnerstag auch die Bremer Klinikholding Gesundheit Nord (Geno), die das ZKH Ost betreibt.

Sie versichert, die Journalisten nicht zu ihrem Patienten gelassen zu haben. "Die waren definitiv nicht bei uns im Haus. Die Ärzte würden die Bild-Zeitung nicht auf die Station lassen", sagt eine Geno-Sprecherin. Das Foto habe offenbar ein anderer Patient mit dem Handy des Juristen gemacht, der es auch damit verschickt habe.

Dass es dem Juristen gelungen sei, per Telefon mit der Bild zu kommunizieren, sei sehr misslich. Doch die Abwägung zwischen Isolation und Freiheit sei bei bestimmten psychischen Erkrankungen eine "Gratwanderung", sagt die Geno-Sprecherin. "Zu viele Restriktionen können der Behandlung abträglich sein. Wenn man den Patienten alles wegnimmt, dann machen sie zu und man erreicht sie nicht mehr."

Der Umgang der Zeitung mit dem erkrankten Jura-Professor dürfte in mehrfacher Hinsicht schwer gegen die Publizistischen Grundsätze des Deutschen Presserates verstoßen.

Die ethischen Leitlinien für Journalisten sind eindeutig, was den Umgang mit psychisch Kranken angeht: Bei Menschen, die "nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte" oder "einer seelischen Extremsituation ausgesetzt" sind, ist "besondere Zurückhaltung geboten", heißt es in Ziffer 4.2 des Kodex.

Vor allem darf die "eingeschränkte Willenskraft solcher Personen nicht gezielt zur Informationsbeschaffung ausgenutzt werden". In Ziffer 8.4 heißt es, dass "körperliche und psychische Erkrankungen grundsätzlich in die Geheimsphäre des Betroffenen fallen". Die Presse solle in solchen Fällen auf Namensnennung und Bild verzichten.

Auch die Kolportierung der aller Wahrscheinlichkeit nach haltlosen, aber schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Kollegen des Juristen ist nicht statthaft: "Informationen sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben." An anderer Stelle steht: "Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen."

Dies dürfte nicht nur für die vermutlich zu Unrecht beschuldigten Kollegen, sondern vor allem auch für die Zurschaustellung des Mannes selbst gelten.

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20 Kommentare

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  • L
    Leser

    Die TAZ macht einen schweren Fehler, wenn sie irgendwelchen "ethischen Leitlinien" quasi normative Wirkung zubilligt. Wenn der Professor krankheitsbedingt nicht die erforderliche Einsichtsfähigkeit hatte und daher die Einwilligung in die Preisgabe seiner Persönlichkeitsrechte (durchaus erkennbar, angesichts des Aufenthaltsortes) unwirksam war, kann er ja nach seiner Genesung selbst die Bild-Journalisten zur Verantwortung ziehen. Ethische Maßstäbe sind etwas für Moralisten oder Theologen: Recht ist etwas anderes! Übrigens ist gerade die TAZ auch nicht eben zimperlich, wenn es um Personen gehen, die sich nicht zur grünen Gesinnungs-Gleichschaltung bekennen. Wer im Glashaus sitzt, sollte also nicht...

  • DD
    dr. doll

    @Jusiticia: Seltsames Weltbild haben sie als Studentin der Rechtswissenschaft.

     

    Wenn das Schmierenblatt BILD in der größten Verbreitung Dreck schreibt und Menschen vernichtet, sollen das ihrer Meinung nach alle anderen Medien totschweigen, sodaß die BILD-Leser nichts über diese Praktiken erfahren und die intelligenten Menschen, die BILD gar nicht erst lesen, nicht mitbekommen, was die BILD so treibt? Entschuldigung, aber das ist doch Unsinn.

     

    Das würde ihnen und der BILD wohl so passen, dass über deren Schmutz-Kampagnen möglichst niemand etwas erfährt. Artikel wie sie die TAZ bringt, sind nicht nur richtig, sonder auch sehr wichtig um die Öffentlichkeit aufzuklären.

  • L
    Leser

    Die TAZ macht einen schweren Fehler, wenn sie irgendwelchen "ethischen Leitlinien" quasi normative Wirkung zubilligt. Wenn der Professor krankheitsbedingt nicht die erforderliche Einsichtsfähigkeit hatte und daher die Einwilligung in die Preisgabe seiner Persönlichkeitsrechte (durchaus erkennbar, angesichts des Aufenthaltsortes) unwirksam war, kann er ja nach seiner Genesung selbst die Bild-Journalisten zur Verantwortung ziehen. Ethische Maßstäbe sind etwas für Moralisten oder Theologen: Recht ist etwas anderes! Übrigens ist gerade die TAZ auch nicht eben zimperlich, wenn es um Personen gehen, die sich nicht zur grünen Gesinnungs-Gleichschaltung bekennen. Wer im Glashaus sitzt, sollte also nicht...

  • DD
    dr. doll

    @Jusiticia: Seltsames Weltbild haben sie als Studentin der Rechtswissenschaft.

     

    Wenn das Schmierenblatt BILD in der größten Verbreitung Dreck schreibt und Menschen vernichtet, sollen das ihrer Meinung nach alle anderen Medien totschweigen, sodaß die BILD-Leser nichts über diese Praktiken erfahren und die intelligenten Menschen, die BILD gar nicht erst lesen, nicht mitbekommen, was die BILD so treibt? Entschuldigung, aber das ist doch Unsinn.

     

    Das würde ihnen und der BILD wohl so passen, dass über deren Schmutz-Kampagnen möglichst niemand etwas erfährt. Artikel wie sie die TAZ bringt, sind nicht nur richtig, sonder auch sehr wichtig um die Öffentlichkeit aufzuklären.

  • J
    Jusiticia

    Ich selbst bin Studentin der Rechtswissenschaft der Bremer Fakultät und habe den o.g. Professor und ehemaligen Dekan als Lehrenden gehabt.

    Zu keiner Zeit kam mit dieser Mann "paranoid-agressiv" vor. Ich bilde mir ein eine gute Menschenkenntnis zu haben und aufgrunddessen, dass ich selbst an einer psyischen Erkrankung leide und Erfahrungen habe, bilde ich mir auch ein eine solche zu erkennen. Und dieser Mann hat in keinster Weise solche Auffälligkeiten zu Tage getragen. Zumindest niemals in Anwesenheit der Studentenschaft. Wobei es schwer ist sowas zu verstecken.

    Ich weiß nicht, ob die Vorwürfe die er gegen den Fachbereich vorbringt der Wahrheit entsprechen und ich will mir darüber gar kein Urteil bilden, dafür sind andere zuständig. Allerdings denke ich, dass er als angesehener Jurist (wie die TAZ ja auch schreibt) sehr wohl weiß, was für Konsequenzen dies haben kann. Krankheit hin oder her.

    Ich stehe hier weder auf der Seite des FB noch auf der des Professors, jedoch sollte jemand auch mal dessen Seite beleuchten. Jemand des ihn kennen gelernt hat und nicht nur diese Artikel liest.

     

    Das die TAZ sich hier selbst nicht an das hält was sie der Bild vorwirft ist schade. Jetzt hier auf den Artikel der Bild einzugehen verursacht mehr Aufmerksamkeit als der Artikel der Bild selbst.

     

    @Realist:

    Der dritten Punkt deiner Aufzählung ist umstritten. Wenn es sich hier wirklich um eine Intrige handelt, dann liegt es auf der Hand, dass der FB dieses sagt, oder?

  • OG
    O. Gabriel

    Bei BILDblog lässt sich mit der Suchfunktion leicht nachvollziehen, dass sich Astrid Sievert, die Autorin dieser BILD-Artikel, öfter solche Räuberpistolen leistet. Mal ist es ein bei einem Unfall "geköpfter Autofahrer", mal ein massenhafter Hundevergifter - beides hat sich dann als Ente herausgestellt. Mit Journalismus hat das nur wenig zu tun. Da wird ohne Bezug zur Realität gezielt mit den Emotionen der Leser gespielt. Ich würde es gerne abtun mit einem "Keine Angst, es ist doch alles nur erfunden!". Leider gibt es aber BILD-Leser, die den Käse glauben.

  • W
    wegmitspringerundkonsorten

    @querdenker leute wie du sind es, die es immer wieder schaffen, ohne irgendeine kompetenz zur sache oder beziehungen zum sachverhalt, einfach die relativierungskeule rauszuholen und die betroffenen eines ereignisses zu möglichen tätern zu stiliseren oder die fakten umzukehren.

     

    es gibt gar keinen zweifel an der psychischen erkrankung des professors, wie kommst du zu der annahme, es sei einseitige berichtserstattung. "ja vielleicht ist er ja auch nur ein bischen schwanger, ein bischen krank?" der mann ist krank(!), er hat seine gesamten äußerungen und anfeindungen anderen professoren gegenüber aufgrund des wahns getroffen, opfer einer verschwörung gegen ihn zu sein, was eben symptomatisch für seinen geistigen zustand ist und weder die taz noch leute mit gesunden menschenverstand fangen an, einen kranken menschen in den fokus zu rücken und ihn seine erkrankung vorzuwerfen, seine erkankung abzusprechen oder auszubeuten. das machen augenscheinlich so typen wie du und das macht die bild und deren ekelhafte leserschaft.

     

    und des weiteren ist (vor seiner erkrankung) dieser mann viel zu intelligent, um nicht andere mittel in seiner not zu kennen, als die bild anzurufen; was für ein dummes argument, er würde die bild zwangsweise anrufen müssen, um die verschwörung gegen sich aufzudecken. die bild ist also die ultima ratio, wenn konflikte ausufern?

     

    und nein, es ist auch nicht nötig fadenscheinig den professor zu schützen, mit der these: vielleicht hat er ja recht. nein, er hat nicht recht, denn er ist schwer an seiner psyche erkrankt. er braucht ruhe, medizinische betreuung. die opfer seiner angriffe brauchen ruhe und zeit und es bedarf sicherlich keiner ach so netten leute, die nichts damit zutun haben und sich wichtig machen, in dem sie mit verschwörungstheorien und relativierungen daherkommen ohne fakten, ohne zur lösung des konflikts beizutragen, ohne die spur von anteilnahme und verstand!

     

    aber was kann man von leuten erwarten, die ernsthaft die bild verteidigen....

  • R
    Ralca

    @Querdenk:

    Der Fall liegt aber hier eindeutig anders als bei den gemobbten Steuerfahndern deren Ermittlungen Einigen nicht passten. Ich möchte nicht den Springer-Artikel verlinken, aber: Der Herr berichtet darin nicht sachlich und begründet von einer schlimmen aber möglichen Intrige, sondern das ist ne völlig wirre Geschichte ähnlich zu den Ufo- und Hitlertheorien in der "Bild". Unabhängig davon ob er evtl. durch eine Intrige erst psychisch krank wurde oder es andere Gründe gab und er entsprechend die Intrige nach der Erkrankung erfand. Die "Bild"-Geschichte hat ihm ohne Zweifel massiv geschadet.

     

    "Gibt es denn eine seriöse Zeitung, die den Vorfall mal näher beleuchtet?"

    Wenn man zu dem Schluss kommt, dass er psychisch erkrankt ist (was hier nahe liegt) und es für eine Intrige kein Beweise gibt, dann würde ein Beleuchten der Person nur schaden.

  • W
    wolhau

    "Die Presse solle in solchen Fällen auf Namensnennung und Bild verzichten."

     

    Es stünde der taz gut an, sich selbst nicht nur wörtlich, sondern auch sinngemäß daran zu halten. Ganz besonders in einem Artikel, in dem es genau um dieses Thema geht. Zwar wurde hier der Name nicht direkt genannt, aber Arbeitgeber und Position so detailliert zu beschreiben, wie es hier gemacht wurde, kommt einer Namensnennung gleich.

  • R
    Realist

    @Querdenk: Welche Fakten müsste die TAZ denn da noch zusätzlich recherchieren? Belegt ist:

     

    1. Eine seriöse Klinik bestätigt eine schwere psychische Störung des Professors.

    2. Ein unabhängiger Richter hat den Fall geprüft und eine Einweisung verfügt.

    3. Ein gesamter (!) Fachbereich an Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern sowie eine Universitätsleitung bestätigen den paranoid-aggressiven Totalausfall des Professors.

     

    "...sicher auch mit irgendwelchen Medis vollgepumpt wird, um ihm dabei zu erklären, dass er sich alles nur einbildet." Du meine Güte - glauben Sie, eine Klinik, Richter und eine gesamte Universität haben sich gegen eine Person verschworen? Vielleicht sind ja auch noch CIA und Mossad beteiligt?

  • K
    kali

    Guter Artikel, wenn man vom sinnentstellenden Tipfehler "Bild, das(s)"

    einmal absieht.

  • A
    AdmiralBrommy

    Herrlich, wie sich die politisch korrekten Moralapostel der taz echauffieren und ihre Leserschaft (Leser Querdenker mal ausgenommen) folgsam in die Bild-Zeitungsschelte einstimmt.

    Den Bildzeitungs Artikel habe ich zufällig gelesen und nach kurzer Verwunderung wieder vergessen. So weit wäre die Bloßstellung des Bremer Professors vielen kaum weiter aufgefallen. Doch Erst die "Enthüllung" der ethisch überlegenen taz zerrt die mögliche psychische Erkrankung des Professors richtig ans Licht der Öffentlichkeit. Ohne die Hintergründe der Erkrankung beurteilen zu können (oder sind Ihre Journalisten Mediziner?) wird diese benutzt um ein bisschen Dreck auf einen Wettbewerber zu werfen.

    Kann man so machen. Aber labern Sie dann nicht von Ethik. Das ist schlichtweg Doppelmoral.

  • C
    Christine

    @Querdenk, sorry, Du hast das nicht verstanden! Gerade WEIL dieser Mann in der Psychiatrie sitzt und wahnhaft ist, hätte die B*LD niemals seine wahnhaften Äußerungen abdrucken dürfen! Sie tat es doch und das lässt nur zwei Möglichkeiten offen:

    1. deren Angestellte ("Journalisten" verwende ich dafür nicht) recherchiert nicht, was sie schreibt diskriminiert diesen kranken Menschen fahrlässig - dann greift der Verstoß gegen die ethischen Leitlinien, oder (und das halte ich persönlich für viel wahrscheinlicher)

    2. Sie wußten um die Krankheit ihrer "Quelle" (Realitätsverlust ist denen bestimmt vertraut, aber den anderer sollten sie erkennen/recherchieren) und hatten Spaß dran. Dann greift imho folgendes:

    GG, Art 1

    "(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." und

    "Wer die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft." (§130 StGB)

    Bin gespannt, ob die "staatliche Gewalt" sich endlich mal traut, diesem...Blatt den herrschenden Rechtsrahmen zu verdeutlichen!

  • M
    macsash

    Mal wieder ein widerliches Beispiel für die verachtenswürdige "Arbeit" von Bild & Co.

    Vielleicht finden die so verunglimpften Mitglieder der juristischen Fakultät eine Möglichkeit, die Bild dafür dranzukriegen!? Zu wünschen wäre es...

  • T
    T-Bone

    Dieser krasse Fall von übelstem Billigjournalismus durch BILD verstößt gegen weitere Grundsätze des Pressekodex:

     

    1. Ziffer 2: Recherche als "unverzichtbares Element journalistischer Sorgfalt". Die BILD-Autorin hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht, andere Beteiligte, deren Namen sie nennt, zu befragen und andere Facetten des Falls auszuleuchten.

     

    2. Ziffer 9 : Schutz der Ehre - es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.

     

    Die Verfasserin des BILD-Artikels, Astrid Sievert, ist übrigens bereits mehrfach wegen ihrer mies recherchierten und reißerischen Berichterstattung in die Kritik geraten. Siehe

     

    www.bildblog.de/14983/kopfloser-horrorjournalismus

     

    www.bildblog.de/17070/das-hunde-killer-phantom-von-bremen-west

     

    Ich finde, es ist Zeit für einen bebilderten Artikel über diese "Journalistin"... Darüber kann sie sich ja dann beim Presserat beschweren...

  • HR
    HP Remmler

    @ Gambrosch:

     

    Tut mir leid, es geht nicht um "schwarze Schafe", es geht darum, dass es bei BILD keine "weißen Schafe" gibt.

     

    Im Übrigen ist der Artikel großartig, bloß auf die Verbindung der Begriffe "BILD" und "Zeitung" sollte man fürderhin vielleicht verzichten. Die taz behandelt schließlich auch die "Formel 1" löblicherweise nicht als "Sport", es gibt auch keinen Grund, "BILD" für eine "Zeitung" zu halten.

  • Q
    Querdenk

    Das erinnert mich an diese Querulanten aus Hessen. Ich glaube, das waren Steuerfahnder oder so ähnlich. Die haben auch behauptet, sie wären Opfer einer Intrige. Völlig absurd, solche Anschuldigungen. Sowas glaubt doch niemand.

     

    Nicht dass ich missverstanden werde, ich möchte hier nicht die BILD in Schutz nehmen. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass die TAZ hier auch einseitig berichtet und die "psychische Störung" einfach als gegeben hinnimmt, ohne da erkennbar zu recherchieren. Das die BILD extrem unseriös berichtet und Dinge frei dazuerfindet, entbindet andere Medien nicht von ordentlicher Recherche.

     

    Hier wird der BILD vorgeworfen, die Genesung des Mannes durch diesen Artikel zu gefährden. Das tut sie aber nur, wenn er tatsächlich krank ist UND die Intrige nur eingebildet ist. ("Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass dich niemand verfolgt." Vielleicht ist er ja auch erst durch die Intrige krank geworden.)

     

    Es wird ganz vergessen, dass der Mann in der geschlossenen Psychatrie sitzt, mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen seinen Willen (er nimmt sich ja als Opfer einer Mobbingintrige wahr), und sicher auch mit irgendwelchen Medis vollgepumpt wird, um ihm dabei zu erklären, dass er sich alles nur einbildet.

    Entweder ist er tatsächlich krank UND bildet sich alles nur ein. Dann dürfte seine derzeitige Situation kaum weniger schlimm für seine Genesung sein als das BILD-Interview.

    Oder aber er ist nicht krank. Was die jetzige Situation dann für ihn bedeutet, brauche ich wohl nicht näher zu erläutern. Worst Case. In dem Falle wäre das BILD-Interview dann seine einzige Chance, seine Sichtweise öffentlich zu machen.

     

    Gibt es denn eine seriöse Zeitung, die den Vorfall mal näher beleuchtet? Wenn nicht, braucht sich auch keiner aufregen, dass eine unseriöse Zeitung das eben tut.

  • D
    DualBore

    "Informationen sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben."

     

    Das galt für die BILD doch noch nie, warum sollten sie jetzt auf einmal damit anfangen?

  • HH
    Hermann Hoffmann

    Man kan dem Autor des Artikels nur gratulieren und für eine solch sachliche Berichterstattung danken.

     

    Es war nach dem unglaublichen Artikel der BILD, den ich dem Deutschen Presserat angezeigt habe, wirklich geboten, auf diese Weise deutlich zu machen, dass man einen kranken Menschen nicht derartig bloßstellen kann.

  • G
    Gambrosch

    Und am Ende gibt es (wenn es ganz schlecht für Bild läuft) mal wieder einen Rüffel, der wird dann irgendwo ganz klein und ganz hinten abgedruckt und alles geht weiter wie bisher. Bild-Leser interessiert sowas schon gar nicht. Die hören deswegen nicht auf die Bild zu lesen (wenn sie denn von der Kritik an Bild überhaupt etwas mitbekommen.)

     

    Und was macht der ehrbare Journalist? Er schreibt darüber und bekommt so auch noch seine Geschichte ab. Immerhin etwas. Aber richtiger Widerstand gegen schwarze Schafe in den eigenen Reihen geht anders...