Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Tod und Kapitalismus sind nicht wirklich Freunde. Denn dass man im Leben Geld und Gut zusammenraffen kann, so viel man will, und am Ende trotzdem ohne alles in die Grube fährt, ist ziemlich bitter. So findet im Kapitalismus das Sterben im Verborgenen statt, in dafür geschaffenen Sonderbereichen der Gesellschaft wie Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Wo die, die Sterbende begleiten und versorgen müssen, in der Regel unterbezahlt sind. Wahrscheinlich müssten wir anders leben, wenn wir anders sterben wollen. Das Wie und Was am Ende des Lebens steht auch im Zentrum des neuen Theaterabends von Ersan Mondtag, der am 14. Dezember am BE Premiere hat. Die Theaterinszenierungen von Mondtag, der gerade dreißig geworden ist, sind bildmächtige Installationen, in denen der Übergang von Bildender zu Darstellender Kunst oft fließend ist. In „Die letzte Station“ denkt Mondtag nun mit acht Schauspieler*innen (darunter Spitzenkräften des Hauses wie Judith Engel, Constanze Becker und Peter Luppa) über letzte Dinge nach (Berliner Ensemble. „Die letzte Station“, Premiere 14. 12., 20 Uhr).
Die letzte Station ihrer Ehe erlebt Gertrud, die im letzten Jahrtausend im thüringischen Sangershausen ihren Mann Willy pflegt, bis der dann irgendwann stirbt. Gertrud, das war die Mutter des Schriftstellers und Bühnenbildners Einar Schleef, der ihr einen monumentalen Roman gewidmet hat: eine Art Stationendrama des 20. Jahrhunderts, das mit all seinen Verwerfungen durch die Erfahrungs- und Lebensräume dieser Frau gejagt wird. Jetzt inszeniert Jakob Fedler „Gertrud“. Fedler war einst Regieassistent des 2013 verstorbenen Dimiter Gotscheff und inszeniert nun mit einstigen Gotscheff-Stars wie Almut Zilcher und Wolfram Koch (Deutsches Theater: „Gertrud“, Premiere 15. 12., 20 Uhr).
Der Tod ist auch zentrales Thema des Theaterabends „Am Boden“, der am Donnerstag im Theater unterm Dach herauskommt. Doch der Tod, der hier verhandelt wird, ist der durch Drohneneinsätze künstlich herbeigeführte, per Joystick sozusagen. Das Stück, das die absurde Geschichte einer Kampfpilotin erzählt, die schwanger wird, was ihre Einsätze in der Luft ab sofort unmöglich macht, brachte dem US-Dramatiker Georg Brant 2013 internationale Beachtung. Denn fortan tut die junge Schwangere den gleichen Dienst am Boden. Lenkt ferngesteuerte Drohnen zu ihren Zielen. Tötet ferngesteuert. Entfremdet. Wie in einem Videospiel. Im Theater unterm Dach hat Mirko Böttcher die Geschichte in Szene gesetzt (Theater unterm Dach: „Am Boden“, Premiere 14., 15. & 16. 12., jeweils 20 Uhr).
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