Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Wer würde vermuten, dass eine revolutionäre Zeitung einfach „Oma“ heißt? Doch diese Zeitung existiert! Sie ist das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Kubas. Benannt nach der Yacht „Granma“ = „Oma“, mit der der Revolutionär Fidel Castro mit seinem Mitkämpfer Che Guevara sowie 80 Rebellen 1956 auf Kuba landete, um die dortige Diktatur von Fulgencio Batista zu bekämpfen (und dann später selber eine zu errichten). Das ist jetzt etwa sechzig Jahre her, die Helden von damals entweder alt oder längst gestorben. Aber die Enkel leben, womit das Wort „Granma“ noch mal einen doppelten Boden bekommt. Denn so ist auch ein neuer Abend von Rimini-Protokollant Stefan Kaeggi überschrieben, der sich mit Angehörigen der kubanischen Revolutionsenkel-Generation auf revolutionäre Zeitreise begibt. Darunter auch Daniel Perez, dessen Großvater Faustino ebenfalls zur revolutionären Besatzung der „Granma“ zählte, einer der engsten Mitstreiter Castros war und nach der Revolution 1961 Minister wurde. Gerahmt wird „Granma. Posaunen aus Havanna“ von einem zweitägigen Festival mit zeitgenössischen Positionen kubanischer Kunst: „Berlin Calling Havanna“. (Gorki Theater: „Granma“, ab 21. 3., 19.30 Uhr).
Der Mega-Roman „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace ist natürlich nicht komisch. Vielmehr spielt er mit gnadenloser Konsequenz durch, wie wir uns im Spätkapitalismus zu Tode amüsieren, in Drogen, Depression und medialem Überangebot untergehen. Im Sumpf der Fiktion geht in gewisser Weise fast auch der Held von Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ unter – die Botschaften beider Romane liegen nämlich gar nicht so weit voneinander entfernt; nur dass der eine für Erwachsene, der andere für Kinder geschrieben wurde. Und weil die Puppenspieler von Das Helmi sich nie vor Monsterstoffen fürchten, haben sie sich mit ihren Schaumstoffpuppen nun an einen „Unendlichen Geschichtenspaß“ und die Frage herangewagt: Kann auch ein Erwachsener die kindliche Kaiserin erlösen? (Ballhaus Ost: „Unendlicher Geschichtenspaß“, 22.3 ., 20 Uhr, 23. & 24. 3., jeweils 18 Uhr).
Ebenfalls im Ballhaus Ost tritt eine Truppe um die Performerin und Choreografin Ursina Tossi an, um uns in „Blue Moon“ mit Fragen von Werwölf*innen, Hexen und anderen Wesen zu konfrontieren, die es ihrer Andersartigkeit wegen in der Vergangenheit nicht immer leicht hatten: (Ballhaus Ost: „Blue Moon“, 22. & 23. 3., jeweils 20 Uhr).
Im HAU ist in dieser Woche „Escape Art“, die neue Arbeit der Choreorafin Alexandra Bachzentis zu sehen (21.–23. 3., jeweils 20 Uhr).
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