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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Als charmebolziger wie abgründiger Polizeiinspektor Bruno Wolter macht er gerade Furore in der Serie „Babylon Berlin“: der Schauspieler Peter Kurth. In dieser Woche steht er endlich wieder einmal in Berlin auf der Bühne, wo er seit dem Umzug von Armin Petras nach Stuttgart nicht mehr zu sehen war. Bis 2013 gehörte Kurth zu Petras’ Ensemble am Maxim Gorki Theater. Jetzt inszeniert nach dem Ende seiner Stuttgarter Intendanz Armin Petras wieder in Berlin, genauer gesagt, in den Kammerspielen des Deutschen Theaters. Und dorthin kehrt als Protagonist nun auch Peter Kurth zurück: in von Petras inszenierten Episoden aus Clemens Meyers preisgekröntem Erzählungsband „Die stillen Trabanten“, in dem es um Menschen an der Peripherie der Aufmerksamkeit und jenseits des Oberflächendaueraufruhrs unserer Tage geht. Um einen Lokführer zum Beispiel, der besonders die Nachtfahrten liebt, bis er eines Nachts zu spät den lachenden Mann auf den Schienen bemerkt. Oder einen Wachmann, der seine Runden um ein Ausländerwohnheim dreht und sich in die Frau hinter dem von ihm bewachten Zaun verliebt. (Deutsches Theater: „Die stillen Trabanten“, Premiere 11. 11., 20 Uhr).

Dostojewskis Monumentalroman „Schuld und Sühne“ ist immer wieder ein beliebter Theaterstoff. So wie am 8. 11. hat man ihn im Theater aber gewiss noch nie gesehen: als Theater-Game zum Schicksal-Spielen. Als solches nämlich hat das Theaterkollektiv „Prinzip Gonzo“ nun den Stoff für ein immersionsbereites Publikum aufbereitet und lädt nun unter der Überschrift „Fleck und Frevel“ ab 8. 11. zum Mitschuldigwerden ins Ballhaus Ost in die Pappelallee ein. (Ballhaus Ost „Fleck und Frevel“, 8.–11. 11., jeweils 20 Uhr, am 11. 11. zusätzlich noch um 15 Uhr).

Die Reflexion über Schuld und Sühne ist ja der Theater-DNA auch grundsätzlich tief eingeschrieben, sollen die Menschen ihre bösen Triebe und Gedanken hier doch symbolisch ab- und aufarbeiten und geläutert aus der moralischen Anstalt ins traute Heim zurückkehren. Weil auf der Bühne die Bösewichte quasi für sie stellvertretend für ihre Taten büßen und untergehen mussten. Aus der moralischen Anstalt aber ist längst eine therapeutische Anstalt geworden. Das zumindest ist die Arbeitsthese des Festivals „Save Your Soul“ in den Sophiensälen, das vom 9. bis 17. 11. Arbeiten zum Thema Psyche von Liv Ann Young („The Inner Circle“) über Henrike Iglesias („Rehab“) bis Anta Helena Recke („Angst­piece“), Eva Illouz („The Soul of Capitalism“) und Interobang („Total Therapy“) präsentiert. (Sophiensäle: „Save Your Soul“ 9.–17. 11., alle Infos: www.sophiensaele.com).

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