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Essenskasse von 31 Ländern leer

■ FAO warnt vor neuem Protektionismus / Gatt bringt vielen Ländern bisher noch viel zu wenig Nutzen im Agrarbereich

Rom (epd) – Die Welternährungsorganisation FAO hat vor der Gefahr des Protektionismus für die internationalen Märkte und insbesondere für die Entwicklungsländer gewarnt. In einem gestern bei der FAO-Konferenz in Rom vorgelegten Bericht rief die Organisation zugleich zu neuen Verhandlungen über den Abbau der Handelsschranken auf. Die Vereinbarungen der Uruguay- Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) für den Agrarhandel seien zwar ein bedeutsamer Schritt gewesen, kurzfristig sei der Einfluß auf die Weltagrarmärkte jedoch begrenzt. Für Millionen von Menschen, besonders in den nur wenig in den Weltmarkt integrierten Ländern Afrikas, sei der Nutzen bislang ausgeblieben. Ohne neue Verhandlungen werde der Protektionismus vermutlich „in alter oder neuer Form“ auf hohem Niveau fortbestehen.

In der Studie mit dem Titel „Zur Ernährung und Landwirtschaft 1995“ wird das langsame Wachsen der Weltagrarerzeugung bestätigt. Danach bleibt Afrika der Kontinent, den der Mangel an Nahrung am härtesten trifft. Derzeit seien 15 afrikanische Länder auf Nothilfe angewiesen. In Lateinamerika, so die FAO, sei die Handelsliberalisierung am weitesten fortgeschritten. In Süd- und Südostasien nehme sie in unterschiedlichem Maße zu. In Afrika hingegen habe es bei der Liberalisierung wenig Fortschritte gegeben. In einigen Ländern würden die Reformen angesichts von Devisenengpässen sogar rückgängig gemacht.

Die Welternährungsorganisation warnte davor, daß die Kombination aus einer zunehmenden Abhängigkeit von Nahrungsmitteleinfuhren und deren ungewissen Finanzierung zu explosiven Situationen in denjenigen Ländern führen könne, die nicht in der Lage seien, ihre Importe zu bezahlen. Derzeit könnten 31 Staaten ihre Nahrungsmitteleinfuhren ohne Hilfe von außen nicht finanzieren. In diesen Ländern machten Nahrungsmittel ein Fünftel der Einfuhren aus, das ist ein doppelt so hoher Wert wie in den Entwicklungsländern insgesamt.

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