Esoterik-Sender "Telemedial": Medienaufsicht rügt TV-Guru
Der TV-Kanal "Telemedial" verstößt mit seinen Esoterik-Ratschlägen gegen das Privatfernsehgesetz in Österreich. Verdauungsprobleme mit Engelenergien zu heilen, das geht zu weit.
Kann ein Fernsehsender gesundheitsgefährdend sein? Auf Kanal Telemedial jedenfalls, wo der Wahnsinn Programm ist, wird der Seitensprung des Partners mithilfe gelber Federn entlarvt, gegen Liebeskummer wird gependelt, und indianischer Schamanismus wendet die drohende Privatinsolvenz ab. Dass man hier zudem Verdauungsprobleme mit Engelenergien heilen möchte, kam dann auch Österreichs Kommunikationsbehörde ungesund vor: Wenn so getan werde, als könnten Engel den Arzt ersetzen, sei das ein Verstoß gegen das Privatfernsehgesetz, befand KommAustria und sprach im April eine Rüge aus.
Kanal Telemedial ist der Esoteriksender von TV-Unternehmer Thomas G. Hornauer. Es ist ein Call-in-Sender, der sein Geld mit Anrufergebühren verdient; aber Hornauer nennt es lieber "spirituelle Lebensschule". Mit seinen "telemedialen Freunden" sendet er, per Satellit europaweit empfangbar, mit einer österreichischen Lizenz aus Ludwigsburg. Und verbreitet als Moderator auch selbst seine Weisheiten. Wenn der Schwabe zu philosophieren beginnt, klingt das etwa so: "Outing isch en Blödsinn. Wahrscheinlich warst du im letzten Leben ne tolle Frau und hast noch ned realisiert, dass du n Mann bischt. Aber wenn du das Ding an der falschen Stelle reinsteckst, dann isses um." Eine der neueren zu prüfenden Beschwerden: Hornauer verharmlose Sex mit Kindern.
Hornauer hat die schaurige Faszination eines Verkehrsunfalls. Man will nicht hinschauen, aber kann nicht anders: Ein schlecht frisierter Mann faselt in absurden Monologen vor sich hin. Mag sein, dass man dergleichen auch in ARD-Talkrunden zu sehen bekommt - aber wo andere abgehoben erscheinen mögen, hat Hornauer längst die Erdumlaufbahn verlassen.
So klärt der Fernsehguru, der es einst mit seiner Erotik-Clip-Firma Telekontor zu Wohlstand brachte, in einer Sendung über sein Frauenbild auf: "Am beschten fühl ich mich als Neandertaler, verschtehscht? Stell dir mal vor, was das für einen Mann für ein Erlebnis ist, wenn er mit einer Frau schlafen will, und er muss sie ned umgarnen, sondern wie früher. Stein an Kopp, leicht bewusstlos. Du nemmst se her, und dann fertisch." Wie viel einem solche Ergüsse wert sind, muss man selbst entscheiden. Aber 15 Euro pro Tag sollten es schon sein, findet Hornauer: So viel koste die telemediale Schule eben, und so viel solle man dem Sender bitte schön überweisen. "Wenn es Ihnen mehr wert ist, dann gerne mehr." Umsonst gibt es Hornauer in vielen Kanal-Telemedial-Videos auf YouTube.
Dass er auch Medien interessiert, hat für Hornauer etwas von einer "kriminellen Pressekampagne", auf die er kürzlich in seiner Sendung einging. Die Rufe würden lauter, die Kampagne müsse von der Staatsanwaltschaft geprüft werden, sagte er da. Nun ja. Am Ende alles Strategie: "Fünf Jahre lang hab ich die Presse vorgeführt, und ihr Idioten habt es nicht gemerkt."
Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Hornauer an der Medienaufsicht scheitert. 2004 hatte ihm die baden-württembergische Medienanstalt die Sendelizenz für seinen Regionalsender BTV4U entzogen. Einer der Vorwürfe: der eigenmächtige Austausch von Nachrichten gegen Spielshows. Aber Hornauer endgültig vom Bildschirm zu kriegen, dürfte schwierig sein. Im TV-Guru-Dasein scheint er seine Berufung gefunden zu haben. Wie sagte er einmal? "Ich hab mich ned hierher gesetzt, um nett oder sympathisch zu sein. Sie dürfen zuschauen, wie ich den Spaß meines Lebens genieße."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!