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Eskalierende Gewalt28.000 Tote in Mexikos Drogenkrieg

In Mexikos blutigem Drogenkrieg gibt es mindestens eine Schießerei pro Tag mit mehreren Toten. Die Mafia-Organisationen verdienen vor allem mit Marihuana.

Feuer frei: Mexikos Sicherheitsbehörden verbrennen sieben Tonnen Marihuana. Bild: dpa

Der Drogenkrieg in Mexiko ist blutiger als bislang angenommen. "Wir sind jetzt bei etwas über 28.000 Toten angekommen und müssen zugeben, dass die Gewalt weiterhin zunimmt", sagte Guillermo Valdés, Chef des staatlichen Lagezentrums für Ermittlungen und nationale Sicherheit, am Dienstag in Mexiko-Stadt. Die Statistik umfasst den Zeitraum seit Dezember 2006. In jenem Monat hatte der konservative Präsident Felipe Calderón den Drogenmafias den Krieg erklärt und 45.000 Soldaten in die Schlacht geworfen. Vor zwei Wochen noch hatte die Generalstaatsanwaltschaft von rund 24.000 Toten gesprochen.

Nach der jetzt veröffentlichten Statistik findet seit Ende 2006 im Durchschnitt täglich eine Schießerei mit mehreren Toten statt. Sicherheitskräfte und Drogenbanden lieferten sich 973 Gefechte auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Aus der Statistik geht nicht hervor, wieviele der Toten tatsächlich in den Drogenhandel verstrickt waren und wieviele Unbeteiligte bei Schießereien umkamen oder Verwechslungen zum Opfer fielen. Betroffen von der Gewalt sind vor allem die mexikanischen Bundesstaaten im Grenzgebiet zu den USA, wo sich mehrere Kartelle blutige Auseinandersetzungen um die besten Schmuggelrouten liefern.

Die USA unterstützen Calderóns Krieg gegen die Drogen und die Mafias mit 1,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die Regierungen Zentralamerikas bekommen weitere 200 Millionen US-Dollar. Die mexikanischen Kartelle haben sich in den vergangenen Jahren vor allem in Guatemala, Honduras und El Salvador ausgebreitet.

Inzwischen fordern Intellektuelle und sogar zwei ehemalige Präsidenten Mexikos die Legalisierung weicher Drogen. Nur so könne den Mafias die Geschäftsgrundlage entzogen werden. Nach Schätzungen von Drogenexperten setzen die Kartelle mehr Geld mit Marihuana um als mit Kokain und Heroin. Calderón aber lehnt eine Legalisierung strikt ab. "Das würde bedeuten, dass wie mehrere Generationen von jungen Leuten aufs Spiel setzen", sagte er am Dienstag bei einem Treffen mit Wissenschaftlern.

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6 Kommentare

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  • M
    Matt

    Endlich wird berichtet, dass dies vorallem ein Cannabiskrieg und gar nicht so explizit ein Drogenkrieg ist. Am meisten Geld verdienen die Banden mit Cannabis.

    Wenn man die relativ sanfte Wirkung von Cannabis in Relation zu 28'000 Toten in Mexiko und Millionen Gefangene in der USA der letzten Jahre setzt, schaudert es mir. Schade, dass diese Diskussion über die Legalisierung von Cannabis derart mit Schürung von Ängsten geführt wird.

  • A
    Anna

    Mit illegalen Drogen lässt sich vor allem viel Geld machen, dass allein ist der Grund, warum diese nicht legalisiert werden. Dass die Politik mit der Mafia in vielen amerikanischen Staaten verflochten ist (auch USA), ist vielfach nachgewiesen.

  • WW
    Was wisst ihr schon?

    Die mexikanische Regierung darf keine Schwaeche zeigen? Ich meine, dass es leicht ist dies behaupten, wenn man im gemuetlichen Wohnzimmer im kuscheligen Deutschland sitzt.

    Wer sich jedoch in Mexiko befindet und sieht, was dieser Krieg gegen die Narcos mit der mexikanischen Gesellschaft anstellt, wie die Angst allgegenwaertig ist und wer die Studien kennt, dass legalisiertes Marihuana keinesfalls die Konsumentenzahlen in die Hoehe treibt der denkt anders darueber.

  • N
    nwt

    Besagte Legalisierung mag richtig sein, greift mittlerweile aber schlicht zu kurz: Denn während die großen Banden tatsächlich gut am Drogenhandel verdienen, ist dieser Markt sehr geschlossen bzw. beschränkt. Was heißt, dass die ganzen ggf. unabhängig handelnden Kleingruppen in andren Nischen Platz nehmen – Entführung, Diebstahl usw. Diese zunehmende Problematik wird durch eine Legalisierung nicht entschärft, sondern im Gegenteil eher noch verschlimmert.

  • S
    Sebastian

    Die mexikanische Regierung darf keine Schwäche zeigen. Das würde nur den Kriminellen helfen.

  • I
    Ich

    Da hilft nur legalisierung der Weichen Drogen. Die ist eh längst überfällig. Und zwar nicht nur in Mexico sondern auch in hier. Immerhin nehmen wir die Drogen den Mafias ja ab und so verdienen sie geld. Durch eine Legalisierung würde auch ein Deutscher Drogenkonsument nicht länger gezwungen sein den Schwarzmarkt und den Terror zu finanzieren.