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Eskalation in KoreaNordkorea droht mit Angriff ohne Gnade

Das Regime fühlt sich durch das Seemanöver des südkoreanischen und amerikanischen Militärs bedroht und stationiert weitere Raketen an der Küste. China schlägt Krisengespräche vor.

Ein südkoreanischer Soldat bei einer Marineübung am Strand von Mallipo südwestlich von Seoul. Bild: rtr

SEOUL/PEKING afp/dpa/rtr | Angesichts des gemeinsamen Militärmanövers südkoreanischer und amerikanischer Streitkräfte hat Nordkorea für den Fall eines Eindringens in seine Hoheitsgewässer mit einem gnadenlosen Militäreinsatz gedroht. Nordkorea werde "auch in der Zukunft beim geringsten Versuch eines Eindringens in seine Gewässer einen militärischen Gegenangriff ohne Gnade unternehmen", zitierte die Zeitung der in Nordkorea herrschenden Kommunistischen Partei, Rodong Sinmun, am Sonntag aus einer von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung der Regierung in Pjöngjang. Der Regierung in Seoul wurden darin "Provokationen" im Rahmen "ihres brutalen Vereidigungsprogramms der nördlichen Grenzlinie" vorgeworfen.

Pjöngjang erkennt die sogenannte nördliche Grenzlinie, die Seegrenze zu Südkorea, nicht an, die die UNO nach dem Ende des Korea-Kriegs 1953 gezogen hatte. Anfang der Woche hatte Nordkorea die südkoreanische Insel Yeonpyeong mit Dutzenden Granaten beschossen. Bei dem Artillerieangriff wurden zwei Soldaten und zwei Zivilisten getötet sowie 18 weitere Menschen verletzt. Pjöngjang hatte den Angriff damit gerechtfertigt, dass die südkoreanische Armee zuvor in nordkoreanische Hoheitsgewässer gefeuert habe.

Dass die südkoreanische Armee nach dem Angriff in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden war, wurde in der Regierungserklärung als Versuch verurteilt, die Verantwortung für den Konflikt abzuwälzen. Solche "Schritte zur Konfrontation und zum Krieg" mit Nordkorea würden dem Süden "nur schändliche Selbstzerstörung" einbringen.

Die Erklärung ging nicht ausdrücklich auf das gemeinsame Militärmanöver der südkoreanischen und der US-Armee ein, das am Sonntag im Gelben Meer begann. An der Übung nimmt auch der Flugzeugträger "USS George Washington" teil. Auf dem mit einem Atomantrieb ausgestatteten Schiff sind 5500 Soldaten und 75 Kampfflugzeuge stationiert. Nordkorea hatte Südkorea wiederholt vor der Militärübung gewarnt und mit militärischer Gewalt gedroht.

Angesichts des Seemanövers habe das nordkoreanische Militär weitere Raketen nahe der umstrittenen Seegrenze an der Westküste aufgestellt, berichtete die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag unter Berufung auf Regierungsbeamte in Seoul. Man stelle sich auf "weitere Provokationen" des Nachbarlandes ein, hieß es.

Unterdessen hat China multilaterale Krisengespräche im Rahmen der Sechs-Parteien-Runde vorgeschlagen. Die Chefunterhändler der beiden Koreas, der USA, Chinas, Japans und Russlands sollten Anfang Dezember in Peking zusammenkommen, schlug der chinesische Sondergesandte für die koreanische Halbinsel, Wu Dawei, am Sonntag vor Journalisten in Peking vor. Das mögliche Treffen sei allerdings keine Wiederaufnahme der im April 2009 von Nordkorea einseitig abgebrochenen Sechs-Parteien-Gespräche, in deren Mittelpunkt vor allem die Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms steht.

China hatte nach eigenen Angaben mit Südkorea vereinbart, sich um eine Deeskalation im Konflikt auf der koreanischen Halbinsel zu bemühen. Die jüngsten Entwicklungen seien besorgniserregend, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag nach einem Treffen des ranghohen chinesischen Diplomaten und Staatsratsmitglieds Dai Bingguo und dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak. Die Gespräche seien "detailliert und offen" gewesen. Die beiden Seiten seien übereingekommen, dass gemeinsame Anstrengungen nötig seien, um die Spannungen zwischen den koreanischen Staaten abzubauen. China gilt als engster Verbündeter des kommunistischen Nordkoreas.

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8 Kommentare

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  • I
    Ich

    Pseudokommunisten. Genau richtig gesagt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Nordkoreaner (bis auf die Machthaber), nicht gern wieder ein gemeinsames Korea hätte. Und ich meine nicht nur um die Lebenssituation zu verbessern, allein die getrennten Familien. NK und SK gehört vereint, so oder so.

    Ich glaube auch nicht, dass NK atomare Sprengköpfe hat respektive besorgen könnte. Hunde die bellen beissen zwar aber jemand der so laut bellt...

    Auf China kann sich NK m.M. nach, im Ernstfall auch nicht mehr verlassen. Wer glaubt im Falle eines Konfliktes würden nur die USA hinter SK stehen muss schon sehr naiv sein. Und China als Monster Wirtschaftsmacht wird den Teufel tun, es sich mit der halben Welt zu versauen. Wegen was, wem? Kimi dem Irren? Die NK Machthaber bringen "Freund" China mittlerweile nur noch Ärger und in die Zwickmühle. Sonst nichts. China wird sich das auf Dauer nicht gefallen lassen.

    Mit NK geht es so langsam zu Ende denke ich. Jetzt muss nur noch Matschkopp weg, egal wie. Man kann´s für die Bevölkerung nur hoffen...

  • HS
    Horst Schwabe

    Die Nord-Koreaner meinen das nicht so. Die wollen nur wieder eine Gratis-Reislieferung erpressen. Machen die immer so: Erst drohen und dann bei Eingeständnissen wieder ruhig werden. Wie in der "DDR".

  • M
    Max

    @ Hans Wurst:

    Die Situation ist heute eine völlig andere. Da kann man nicht einfach mit Gewalt drohen. Nordkorea ist mit ziemlich hoher Sicherheit im Besitz von funktionsfähigen atomaren Sprengköpfen. Was denkst du was passiert, wenn sich Kim Jong Il und seine Sippe an die Wand gedrängt fühlen?

    Nord Korea wird einen möglichen Krieg verlieren und das gleicht einem Todesurteil für Kim Jong Il und die nordkoreanische Führungsspitze. Wer solche Sonnenbrillen trägt und seinen eigenen Tod vor Augen hat, wird auch vor dem Einsatz von Atomwaffen nicht zurückschrecken!

    Natürlich fragt man sich in so einer Zwickmühle nach dem geringeren Übel:

    Jetzt einen Krieg und möglichen Atombombenabwurf auf Seoul hinzunehmen oder die stetig größer werdende atomare Bedrohung in der Zukunft im Rücken zu haben in der Hoffnung, dass das System sich irgendwann nicht mehr aufrecht erhalten kann. Ich bin froh diese Entscheidung nicht fällen zu müssen. Es ist zwar eine mehr als unangenehme Situation, aber einfach mit Gewalt zu drohen und die Muskeln spielen zu lassen halte ich hier schlichtweg unangebracht.

  • S
    saint

    an HansWurst, gehe DU doch mal nach usa, DENEN muss mal einhalt geboten werden! aber dann landest du flachann ganz schnell in guantanamo. da haste dann sicher nie wieder durst, notfalls mit gewalt....

  • HW
    Hans Wurst

    @bronko: Schön, daß Sie die Nase voll haben. Vielleicht gehen Sie mal nach NK und vertreten dort Ihre Meinung. Bestimmt haben die gerade darauf gewartet, um dann sofort alle Waffen zu strecken und in den "Make Love"-Singsang einzustimmen.

     

    Diesem Haufen Pseudokommunisten mit vererbbarer Machtfolge(!) muss Einhalt geboten werden - notfalls mit Gewalt. Soviel Einsehen muß sogar China haben.

  • F
    Froooop

    Tom, habe ich den 3. Weltkrieg verpasst?

    Aber das ist die konstruierteste Sache die ich jemals gesehen habe. Man weiß doch das NK nicht friedlich ist. Dann wie SK städnig mit irgendweöchen MAnövern NK provozieren ist so lächerlich.

    Als ob ich meine Katze dazu einlade mich zu kratzen wenn ich meine Hand vor ihr schüttel XD

  • B
    bronko

    ...ich habe die nase dermassen was von gestrichen voll von uns beherrschenden, brutalen mächten - es geht eben selten um die bevölkerung, egal wo auf der welt, sondern um das vertreten deren interessen. schluss mit der gewalt auf unserem rücken ausgetragen ! tom, make love, not war...genau darum geht es ...

  • T
    Tom

    Ist das der auftakt zum 4. Weltkrieg?

    Make love not war, remember the 68s.

     

    in Sorge Tom