: Esin Afschar
■ »Anatolien — Musik zwischen zwei Kontinenten«
Warum hängt die silberne Sichel des Mondes so schwermütig am Himmel über dem goldenen Horn? Was fluten die bittersüssen Düfte so verheißungsvoll durch die Straßen der Stadt am Gestade des Bosporus? An der Naht von Europa und Asien scheint die Erde Sehnsucht und Melancholie auszuschwitzen, die sich wehmütig in die Gesänge der Barden flicht. Vielleicht sind die Hymnen der unerfüllbaren Liebe und der tränenreichen Einsamkeit das Gegengift zum offensichtlich lebensbejahenden Alltag der Städte Kleinasiens.
Esin Afschar, die Chanteuse aus Istanbul, singt ebenfalls bevorzugt in Moll. Zwar basieren ihre Stücke auf Liedern ferner Vergangenheit, aus dem 13. Jahrhundert etwa, doch bekommen sie den Mantel zeitgemäßer Arrangements umgehängt. Mit dem Ergebnis, daß der türkische Ursprung mitunter kaum noch herauszuhören ist. Strenggenommen ist nicht mehr sehr viel Traditionelles in den Stücken; aber das städtische Leben der Jetztzeit hat sich ja auch leicht gewandelt, und die Ankündigung »Städtische Folklore aus Istanbul« ist daher unter diesem Aspekt zu sehen. Am 8. März um 20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt.
Das Konzert gehört zur Veranstaltungsreihe »Anatolien — Musik zwischen zwei Kontinenten«, die im Haus der Kulturen der Welt vom 8.-17. März stattfinden wird. Neben traditionellem Volkstanz von der Schwarzmeerküste und Volksgesängen Anatoliens wird altehrwürdige Kunstmusik geboten. Instrumente wie kemence, tanbur, ney, kanun, küdüm und yavel sind Grundlage der osmanischen Hofmusik, dienen aber auch in der Sufi-Musik den Derwischen als Meditationsgrundlage.
Der Bogen spannt sich bis hin zu türkischen Neutönern. Das Ankara Streichquartett (am 14.3) spielt Stücke von Ulvi Cemal Erkin und Ilhan Usmanpasch : Komponisten die sich hinter den europäischen Kollegen nicht zu verstecken brauchen. fh
Um 20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt
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