: „Es geht darum, links zu bleiben“
■ Ex-GALer Michael Stamm zum Wahlbündnis Linke Liste/PDS
INTERVIEW
taz: Du bist heute aus der Hamburger GAL ausgetreten, um der PDS zu folgen. Warum?
Michael Stamm: Ich folge nicht der PDS, sondern ich trete für ein Bündnis von Linken mit der PDS ein. Diese Linken sollen nach meinem Verständnis auch ihre Selbständigkeit gegenüber der PDS ausdrücken, zum Beispiel in der AKW-Frage.
Bisher waren diejenigen in der DDR die BündnispartnerInnen der Grünen, die von der SED in den Knast gesteckt oder ausgewiesen wurden. Diese Gruppierungen wollen auf keinen Fall mit der PDS zusammengehen. Du wechselst den Bündnispartner, nicht die Grünen.
Meine Kritik am SED-Staat hat sich weitgehend mit der Position der Bürgerbewegungen, die schließlich zum Sturz des SED-Staat maßgeblich beigetragen haben, gedeckt. Jetzt existiert aber eine neue Lage. Ich will nun darum kämpfen, daß Menschen, die die drastische Korrektur des realsozialistischen Modells schrittweise zu vollziehen bereit sind, dies in einer Weise tun können, in der nicht die Anerkennung des Kapitalismus als der Geschichte letzter Schluß dabei herauskommt. Letztlich geht es darum, sich als Linke darzustellen, links zu bleiben. Leute vom Neuen Forum haben gesagt, wir sind weder links noch rechts, sondern unten. Das stimmt einfach nicht. Man kann sich nicht aus dem politischen Koordinatensystem herausdefinieren.
Ist es nicht schlicht so, daß ihr die PDS als Transportkarren benutzen wollt, um ins Parlament zu kommen? Ellen Weber, Vorstandsfrau der DKP, hat klargemacht, daß die DKP auf diesen Karren aufspringen will.
Mir selbst ist es extrem unsympathisch, wenn Leute, die die Honeckerära hindurch immer Gewehr bei Fuß standen, auch heute Gewehr bei Fuß stehen. Das schließt nicht aus, daß es nicht auch bei DKP-Mitgliedern gründlichere, nicht nur taktisch bedingte Veränderungsprozesse gibt. Unter dieser Vorraussetzung bin ich gegen Ausgrenzung. Die Unterstellung, wir wollten die PDS nur als Karren benutzen, läßt sich leicht widerlegen. Wir haben gesagt, daß wir nicht in der BRD antreten, wenn in zwei Wahlgebieten gewählt wird. In diesem Fall hätten wir die PDS in der DDR unterstützt. Kommt es aber zu einem einheitlichen Wahlgebiet, führt das Motiv, die PDS im Parlament haben zu wollen, dazu, daß man dann hier von der Kandidatur auch Gebrauch machen muß.
Wer bei euch mitmacht wird die Grünen verlassen müssen.
Das sehe ich auch so. Die Logik der Parteien gebietet das, und deshalb bin ich ja auch aus der GAL ausgetreten.
Interview: Walter Jacobs Siehe auch Tagesthema S.3
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