: Es fehlen bloß noch lumpige drei Siege
■ Mit dem 73:71-Erfolg gegen Villeurbanne erhält sich Alba Berlin die Hoffnungen auf den Klassenerhalt in der Basketball-Europaliga
Berlin (taz) – Gregor Beugnot ist noch ein wenig korpulenter geworden seit seinem letzten Berlinbesuch, aber den munteren französischen Charme, der ihn schon damals auszeichnete, hat sich der Coach des Basketballklubs Asvel Villeurbanne bewahrt. „Phhffff“, prustet er nach der knappen 71:73- Niederlage seines Teams bei Alba Berlin und stöhnt: „In der Europaliga auswärts gewinnen, das ist schwer. Phhffff.“ Gewonnen hatte Villeurbanne in Berlin auch vor drei Jahren im Viertelfinale des Korac-Cups nicht, aber die Heimstärke der Mannschaft genügte, um den Titelverteidiger damals aus dem Wettbewerb zu befördern. Diesmal ist die Situation ähnlich. Während Beugnots Team, zu Hause ungeschlagen, zielstrebig auf die Playoffs zusteuert, befindet sich Alba trotz des Sieges weiter in akuter Abstiegsgefahr.
Beugnot hat großes Verständnis für die Lage von Alba Berlin. „Gute Mannschaft, sehr jung“, urteilt er, „aber unsere Gruppe und Berlins Gruppe – phhffff.“ Bei einer solchen Konstellation sei es wichtig, wie man in der ersten Runde abschneide, da ja in der nächsten Phase die ersten drei Teams der einen Gruppe auf die letzten drei der anderen treffen. Wenn man da kein Polster hat: „Phhffff!“ (Beugnot).
Alba hat in der ersten Runde reichlich verloren und steckt dementsprechend in der Bredouille, auch wenn das Team vor 5.343 Zuschauern gegen Villeurbanne „als Mannschaft spielte“ (Pesic), konsequent verteidigte und auch in der Offensive starke Szenen hatte. Zwar erwischte Topscorer Wendell Alexis einen schlechten Tag, dafür rackerte Henrik Rödl für zwei, erfüllte Kiwane Garris seine Aufgabe, das Spiel zu strukturieren und behielt Trainersohn Marko Pesic am Ende mit fünf verwandelten Freiwürfen die Nerven.
„Wenn wir die nächsten drei Spiele gewinnen, bleiben wir in der Europaliga“, erklärte Coach Svetislav Pesic einem französischen Journalisten, der darob ein wenig verblüfft war. Schließlich finden zwei dieser Spiele auswärts statt, in Ljubljana und Villeurbanne, nur Real Madrid kommt noch nach Berlin. Auswärts hat Alba in dieser Saison aber bloß in Zadar gewonnen. Obwohl theoretisch sogar der Einzug ins Achtelfinale noch möglich ist, müssen sich die Berliner zunehmend mit der Möglichkeit vertraut machen, selbst bei erfolgreicher Titelverteidigung in der Bundesliga nächste Saison im europäischen Saporta-Cup antreten zu müssen. Wird Alba Letzter der Gruppe H, geht der deutsche Europaligaplatz flöten, und eine Wildcard gibt es erst ab 2000.
Der Abstieg wäre ein herber Rückschlag für Albas Bestreben, sich in Europas Elite zu etablieren. Weniger Zuschauer, noch weniger Fernsehen, beschwerliche Reisen zu namenlosen, aber ehrgeizigen Teams mit kleinen Hallen und fanatischem Publikum, statt glorioser Auftritte auf höchster europäischer Ebene. Dies zu einer Zeit, da die totale Ausländerfreigabe den kleineren Klubs ohnehin zu schaffen macht. „Das wird schwer für Teams, die kein Geld haben“, prophezeit Gregor Beugnot: „Phhfff!“ Matti Lieske
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