Kommentar: Es dreht sich um die SPD
■ Wahlverlierer als Zünglein an der Waage
Jetzt rächt sich, daß die SPD im Wahlkampf die entscheidende Frage ausgeklammert hat: Große Koalition oder Rot-grün, wofür stehen die Stimmen eigentlich, die ihr Kreuz da gemacht haben? Das Wahlergebnis hat keine Klarheit gebracht, weil die SPD, die schon in der Ampel mehr die Rolle eines Mittlers als die des größeren Partners gespielt hat, sich wieder nicht zu einem klaren Profil durchringen konnte. Die offizielle Begründung, man wolle durch einseitige Festlegung nicht den anderen Flügel des eigenen Klientels abschrecken, bleibt auf der taktischen Ebene. Parteien haben aber die Aufgabe, an der Meinungsbildung mitzuwirken.
Das Tragische an dem Wahlergebnis, das auch durch diese Unklarheiten zustandegekommen ist: Wieder einmal entscheidet sich eine Weichenstellung für Bremens Zukunft in inneren Auseinandersetzungen der SPD. Hinterbänkler, nach deren Rolle im Landesparlament man vergeblich fragt, spielen Zünglein an der Waage in der SPD und also für Bremen. Die WählerInnen und auch die anderen Parteien starren auf einen Unterbezirksparteitag des Wahlverlierers SPD, um zu erfahren, wer in Bremen in Zukunft regiert. Man muß schon Zyniker und Nietzsche-Anhänger sein, um daran zu glauben, daß da ein Stern geboren werden könnte. Klaus Wolschner
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