Erstes Olympia-Gold für Deutschland: Doppelerfolg für die rasenden Rodler
Der erst 20-jährige Felix Loch hat bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver die gesamte Konkurrenz in vier Läufen geradezu deklassiert. Auf den zweiten Platz raste Teamkollege David Möller.
WHISTLER dpa | Nach dem Gold-Coup in Kanada fiel Felix Loch seinem Vater überglücklich in die Arme und genoss den bisher schönsten Moment seiner Karriere. Der jüngste Rodel-Olympiasieger krönte am Sonntag (Ortszeit) seinen kometenhaften Aufstieg und trat beherzt in die großen Fußstapfen von Georg Hackl.
Unbeeindruckt von den Turbulenzen um den Unfalltod des Georgiers Nodar Kumaritaschwili deklassierte der 20-Jährige auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Whistler die gesamte Konkurrenz und raste zum ersten deutschen Gold dieser Winterspiele. Hinter dem Berchtesgadener durfte Teamkollege David Möller über Silber jubeln. Damit feierten die deutschen Rodler vor mehreren tausend Zuschauern erstmals seit 1988 wieder einen Olympia-Doppelerfolg.
"Es waren zwei perfekte Tage, mir fehlen die Worte, unglaublich!", sagte der Chef im Eiskanal nach vier heißen Fuhren. Mit der deutschen Fahne über den Schultern startete er mit hochgerissenen Fäusten zur Jubelparade durch das Spalier der enthusiastisch feiernden Fan- Gemeinde. Unwohl fühlte sich Loch nach zwei perfekten Tagen zum ersten und einzigen Mal, als ihn die besiegten Konkurrenten Möller und Armin Zöggeler auf die Schultern hoben und den "Gold-Jungen" aus Bayern ins Wanken brachten.
"Das ist das richtige Signal für die deutsche Mannschaft", sagte Andreas Trautvetter, Präsident des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (DSB). "Zudem ist es eine Goldmedaille, die wir nicht unbedingt eingeplant hatten." Nachlegen können die deutschen Frauen, die am Montag starten. "Ich bin gerührt. Super! Der junge Kerl hat das klasse gemacht. Er ist ein sehr würdiger und sympathischer Olympiasieger", meinte Altmeister Hackl.
Unbekümmert und cool wie schon bei seinen beiden WM-Coups 2008 und 2009 war Loch das Unternehmen Gold angegangen und hatte sich dabei auch nicht von der ungewohnten "Halbzeitpause" in der Nacht aus der Ruhe bringen lassen. "Ich habe geschlafen wie ein Baby", sagte Loch. Selbst das schreckliche Ereignis am Freitag brachte Loch nicht um seine Konzentration und Lockerheit. "Mit Psychologie hatte ich noch nie Probleme", erklärte der Sohn von Norbert Loch, der zugleich seine olympische Feuertaufe als Bundestrainer bestand. "Es war schwierig, damit umzugehen, aber wir haben das ganz gut geschafft." Für den dreimaligen Olympiasieger Hackl war die Sache angesichts der Abgeklärtheit des 20-Jährigen schon am Morgen des Finaltags klar. "Er ist cool, er ist gut drauf", lobte der Altmeister.
Auch von seinen anfangs eher mäßigen Trainingsleistungen ließ sich Loch nicht aus der Erfolgsspur bringen und legte im Olympia-Rennen mit einem fulminanten Ritt gleich im ersten Durchgang den Grundstein für den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere. Ein erstes Lächeln huschte dann schon zur Halbzeit über das Gesicht des Youngsters, der am Abend zuvor mit Hackl und Kollegen zu einem gemütlichen Abendessen gegangen war.
Die Zockerqualitäten des Senkrechtstarters hatten Hackl bereits beim zweiten WM-Sieg von Loch vor einem Jahr in Staunen versetzt. "Felix ist ein perfekter Athlet. Sein größtes Plus ist seine mentale Stärke. Das ist Wahnsinn, wie cool der Hund ist", schwärmte Hackl damals. Auch im Laufe des Olympia-Winters, in dem Loch zwar seinen ersten Weltcup-Sieg feiern konnte, aber auch Rückschläge zu verkraften hatte, blieb der junge Mann gelassen.
Im Jubel um Loch ging die Silber-Medaille für Möller fast unter. Vier Jahre nach seinem für ihn enttäuschenden fünften Rang von Turin legte der Thüringer vier konstante Olympia-Läufe hin und sicherte sich im zweiten Anlauf endlich die erste Medaille. Dagegen verpasste der zweimalige Olympiasieger Armin Zöggeler aus Italien den erhofften Hattrick deutlich. Auf der nach dem Unfall verkürzten Strecke konnte der 36-Jährige seine fahrerischen Qualitäten nicht wie gewohnt ausspielen und musste am Ende sogar froh sein, mit Bronze vor Albert Demtschenko (Russland) seine fünfte Olympia-Plakette zu retten. Andi Langenhan aus Zella-Mehlis wurde Fünfter.
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