Erstes Bürgerbegehren in Steglitz-Zehlendorf

PROJEKT Die Groth-Gruppe will in Lichterfelde-Süd 2.500 Wohnungen bauen. Bürger sind dagegen

Die erste Hürde ist genommen. Nachdem das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf die Rechtmäßigkeit des Bürgerbegehrens für einen Landschaftspark Lichterfelde-Süd anerkannt hat, liegt der Ball bei Innensenator Frank Henkel (CDU). „Gibt die Innenverwaltung grünes Licht, müssen wir innerhalb eines halben Jahres 7.000 Unterschriften sammeln“, sagt Helmut Schmidt, der Sprecher eines Aktionsbündnisses für den Landschaftspark. Danach komme es zu einen Bürgerentscheid, dem 20.000 Wahlberechtigte zustimmen müssen. Es wäre das erste Mal, dass im Berliner Südwesten die Bürger über ein Bauprojekt entscheiden.

2.500 Wohnungen will die Groth-Gruppe auf dem 96 Hektar großen Gelände, auf dem die US-Armee einst Häuserkampf probte, errichten lassen. Die Baufläche soll 39 Hektar betragen. Für das Aktionsbündnis deutlich zu viel. Schmidt beruft sich auf ein Gutachten, dass gerade einmal 16 Hektar Baufläche vorsieht. Der Grund: Nach dem Abzug der U.S. Army ist auf dem Gelände ein Biotop mit großer Artenvielfalt entstanden. Auf einer Weidefläche grasen heute 40 Pferde. „Mehr als 1.500 Wohnungen sollen dort nicht gebaut werden“, fordert Helmut Schmidt.

Doch das wird nicht ganz einfach sein. Denn die Pläne von Groth sind bereits ein Kompromiss – abgestimmt mit der schwarz-grünen Zählgemeinschaft im Rathaus Zehlendorf. „Ursprünglich waren auf dem Gelände weit mehr Wohnungen geplant“, sagt die grüne Umweltststadträtin Christa Markl-Vieto. Doch in zahlreichen Gesprächen habe man Groth davon überzeugen können, dem Umweltschutz mehr Raum zu lassen. Zum Bürgerbegehren sagt die Stadträtin: „Das ist das Recht des Aktionsbündnisses. Wir als Bezirksamt müssen uns aber auch um die anderen Belange kümmern.“

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND ist in Lichterfelde-Süd hin und her gerissen. „Natürlich wäre es wünschenswert, wenn nur 16 Hektar bebaut würden“, sagt Andreas Faensen-Thiebes, der Leiter des Arbeitskreises Stadtnatur. „Unser Augenmerk liegt aber darauf, dass die Weidelandschaft gerettet wird.“ Das habe Groth zugesagt.

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) hat nach Angaben eines Sprechers noch nicht entschieden, ob er das Verfahren an sich zieht. Dann wäre – wie am Mauerpark – ein Bürgerbegehren hinfällig. UWE RADA