Erster elektrischer Sportwagen: Mal so richtig Strom geben
Der Tesla Roadster ist der erste voll-elektrische Sportwagen. Er beschleunigt schneller als ein Porsche, ist dabei aber deutlich klimafreundlicher. Bald kommt der 99.000-Euro-Wagen nach Europa.
BERLIN taz Der Zündschlüssel dreht, Lämpchen am Tachometer leuchten auf - aber der Tesla Roadster bleibt still. "Ist er jetzt an?" - Ja, der erste ausschließlich elektrisch getriebene Sportwagen läuft bereits. Anders als Autos mit Benzinmotor verursacht sein Antrieb aber keinen Lärm. Von Zeit zu Zeit springen lediglich Ventilatoren zur Kühlung des Motors an. Von so einer geringen Geräuschbelastung können die Anwohner an Ausfallstraßen deutscher Großstädten nur träumen.
Nun aber erst einmal ganz real den Ganghebel neben dem Fahrersitz auf "D" gestellt, das Gaspedal nach unten gedrückt, und der Roadster kommt ins Rollen. Senkt sich das Pedal noch weiter, schießt der Wagen nach vorne, der Kopf des Fahrers wird nach hinten gedrückt, das fühlt sich an wie in einem startenden Jet. Kein Wunder bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer in vier Sekunden - schneller als ein Porsche. Wenn das Pedal auf ebener Strecke bis zum Anschlag durchgetreten wird, rast der Zweisitzer mit 200 Sachen durch die Gegend.
Diese Daten dürften die Leute begeistern, die auch die Form des Modells mögen: Sie basiert auf dem Design des britischen Sportwagens Lotus Elise. Entsprechend niedrig sitzen Fahrer und Beifahrer in dem Roadster, breit sind seine Reifen, und die Schalensitze sehen Formel-Eins-tauglich aus.
Das ist es, was den Roadster von anderen Elektroautos unterscheidet: Er ist kein Ökoverzichtswagen, sondern versucht, die Wünsche klassischer Autofans zu befriedigen, die mal so richtig Gas beziehungsweise Strom geben wollen.
Gegnern des Automythos gehen solche Sehnsüchte ab, aber sie könnte freuen, dass der Roadster völlig ohne Auspuff auskommt. Er hat zwar hinter der Fahrerkabine auch einen Deckel, der aussieht wie der eines Benzintanks. Unter der Klappe verbirgt sich jedoch eine Steckdose. Sie ist an rund 6.800 Lithium-Ionen-Akkuzellen angeschlossen, die den Wagen mit Strom versorgen.
Wichtigster Vorteil dieser Energiequelle: Am Roadster selbst entstehen keine Abgase. Da können selbst Hybridfahrzeuge nicht mithalten, die Strom- mit Benzinmotoren kombinieren. Allerdings fallen sehr wohl Abgase an, wenn der Strom für das Tesla-Modell zum Beispiel in einem Kohlekraftwerk generiert wird. Doch selbst dann, versichert das Unternehmen, sei die Belastung durch das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) geringer als als bei vergleichbaren Autos mit Benzinmotoren. Tatsächlich verbraucht der Roadster im Schnitt 0,1 Kilowattstunden Strom pro Kilometer. Selbst wenn der Strom komplett aus Braunkohle erzeugt würde, entspräche das nur rund 100 Gramm CO2 - so viel wie beim Smart, der aber lange nicht so schnell fährt. Ein konventioneller Sportwagen wie der Porsche Boxster S pustet dagegen 254 Gramm des Gases pro Kilometer in die Atmosphäre.
Die Stromversorgung ist aber gleichzeitig die größte Schwachstelle des Roadsters. Nach den Standards der US-Umweltbehörde EPA gemessen fährt der Wagen mit einer Akkuladung nur 365 Kilometer weit - das reicht noch nicht einmal für eine Reise von Berlin nach Frankfurt am Main. Und das Aufladen dauert: An einer normalen Steckdose muss der Roadster 16 Stunden hängen, bis sein Akku wieder voll ist.
"Das ist kein Auto für Geschäftsreisen", sagt Teslas Marketingchef Darryl Siry. Aber wofür dann? "Um Spaß zu haben und ein Statement zu machen", antwortet Siry. Einfach mal durch die Stadt brettern und auf öffentlichen Straßen Formel Eins spielen. Und das relativ klimafreundlich. Da kommt es Siry zupass, dass in den USA Prominente wie der Schauspieler George Clooney und Google-Gründer Larry Page zum erlauchten Kreis der Tesla-Kunden zählen. Sie können sich die saftigen Preise leisten: In Europa soll der Wagen ab Mai 2009 verkauft werden - für 99.000 Euro plus Mehrwertsteuer. Der Akku muss alle vier bis fünf Jahre ausgetauscht werden und schlägt dann mit 15.000 Euro zu Buche. "Es ist auch kein Auto, um Geld zu sparen", meint Siry.
Immerhin bastelt Tesla an billigeren Modellen. Ende 2010 will die US-Firma beginnen, eine Fünfpersonenlimousine für 40.000 Euro zu produzieren. Und bis dahin, hofft Siry, werde es möglich sein, den Akku noch schneller zu laden oder ihn an einer Tankstelle innerhalb von Minuten gegen einen vollen auszutauschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachhaltige Elektronik
Ein blauer Engel für die faire Maus
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
Bodycams bei Polizei und Feuerwehr
Ungeliebte Spielzeuge
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach