Erste Verluste seit fünf Jahren: Deutsche Bank macht Minus
Für den deutschen Branchenprimus ist die Finanzkrise inzwischen schmerzhafter als angenommen: Milliardenabschreibungen haben die Deutsche Bank in die roten Zahlen rutschen lassen.
FRANKFURT rtr Milliardenabschreibungen wegen der Finanzkrise haben die Deutsche Bank zum ersten Mal seit fünf Jahren in die roten Zahlen rutschen lassen. Der Verlust vor Steuern belief sich im ersten Quartal nach Angaben des Instituts vom Dienstag auf 254 Millionen Euro, ein Jahr zuvor hatte sie noch mehr als drei Milliarden Gewinn verbucht. Ohne Einnahmen von fast einer Milliarde Euro aus dem Verkauf von Beteiligungen hätte Deutschlands größtes Geldhaus noch höhere Verluste erlitten. Besonders im Kerngeschäft, dem Investmentbanking, brachen der Bank wegen der Marktturbulenzen die Erträge weg.
Für das laufende Jahr bleibt die Bank äußerst zurückhaltend und erwähnt im Quartalsbericht keine Ergebnisziele mehr. Vom Ziel eines Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro für 2008 war das Geldhaus vor Wochen bereits abgerückt.
"Im ersten Quartal war die Lage an den Finanzmärkten so schwierig wie noch nie zuvor in der jüngeren Geschichte", erklärte Vorstandschef Josef Ackermann bei Vorlage der Zahlen. "Im März nahm der Druck auf den Bankensektor das bisher größte Ausmaß seit Ausbruch der Finanzmarktkrise an." Das habe auch bei der Deutschen Bank Spuren hinterlassen. Der Nettoverlust von 141 Millionen Euro lag aber im Rahmen der Erwartungen. "Kurzfristig sind die Aussichten in höchstem Maße unsicher", sagte Ackermann. Doch gebe es im April erste Anzeichen für eine Stabilisierung an den Märkten.
Die krisenbedingten Abschreibungen summierten sich im ersten Quartal auf 2,7 Milliarden Euro und waren damit etwas höher als angekündigt. Insgesamt schlagen die seit fast zehn Monaten andauernden Turbulenzen an den Finanzmärkten inzwischen mit rund fünf Milliarden Euro negativ zu Buche. Die Hauptlast schultert die Bank im Geschäft mit fremdfinanzierten Übernahmen. Die dafür bereitgestellten Kredite an Finanzinvestoren finden seit Monaten keine Käufer und müssen daher im Handelsbuch abgeschrieben werden. Zuletzt mehrten sich aber Signale für eine Entspannung dieser Märkte und erste Verkäufe von Kreditpaketen.
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