Trump gegen Biden

In dieser Form hat es ein TV-Duell zwischen zwei US-Kandidaten noch nie gegeben. Erwartungen und Entschuldigungen vor der Debatte am Donnerstag

Von Bernd Pickert

TV-Debatten der beiden führenden Kan­di­da­t*in­nen gehören zum Standardprogramm eines US-Präsidentschaftswahljahres. Aber diesmal ist alles anders. Noch nie hat ein TV-Duell so früh im Jahr stattgefunden wie jetzt, wenn sich Joe Biden und Donald Trump schon am Donnerstagabend zur US-Primetime in einem Studio des Fernsehsenders CNN treffen. Noch nie haben ein Amtsinhaber und sein Vorgänger die Debatte bestritten. Und noch nie hat ein einziger Sender Ausrichtung, Moderation und Regeln bestimmen können – das war sonst immer Aufgabe der Unabhängigen Kommission für Präsidentschaftsdebatten.

Die Regeln diesmal: Kein Publikum, 2 Minuten Antwortzeit, 1 Minute Gegenrede und 1 Minute Antwort darauf. Und vor allem: Das Mikrofon dessen, der gerade nicht gefragt ist, ist abgeschaltet. In seinen Debatten mit Hillary Clinton 2016 und Joe Biden 2020 redete Trump ununterbrochen dazwischen, bis Biden irgendwann rief, er möge einfach mal den Mund halten.

Und obwohl Stimmen für Drittkandidaten im November womöglich entscheidend werden könnten, ist niemand weiteres zur Debatte eingeladen. Die von CNN angelegten Kriterien entsprechen weitgehend denen der Unabhängigen Kommissionen sonst: 15 Prozent Zuspruch in den Umfragen und in ausreichend Bundesstaaten zugelassen, um wenigstens theoretisch eine Mehrheit im Wahlleutegremium erzielen zu können.

Es war offenbar Joe Biden, der auf den frühen Debattentermin gedrängt hat, um noch vor seiner offiziellen Nominierung im August beweisen zu können, dass er keineswegs altersschwach ist. Donald Trump legt bei jeder Gelegenheit öffentlich nahe, „Sleepy Joe“ werde unter Aufputschdrogen stehen, und erfindet bereits diverse Entschuldigungen, sollte er am Donnerstag schlecht aussehen. Die konservativen Medien belächeln Biden dafür, dass er sich für die Vorbereitung fast eine Woche Zeit genommen hat und in einem als Studio umgebauten Raum in Camp David fleißig mit einem Trump-Double übt, während Trump weiter auf Wahlkampf tourt. Und vor wenigen Tagen erklärte Trump in einem Interview mit der rechten Plattform Real America’s Voice, er werde eventuell mit Absicht die Debatte verlieren, weil Biden sonst womöglich noch von den Demokraten aus dem Rennen genommen würde, und das wäre nicht gut.

Eine Angriffslinie bleibt Trump in jedem Fall: CNN. Während seiner gesamten Präsidentschaft bezeichnete Trump den Kabelsender stets als „Fake News“. Sobald die CNN-Moderator*innen Jake Tapper und Dana Bash ihm am Donnerstag kritische Fragen stellen oder Lügen entlarven, wird das Geschimpfe losgehen sie seien parteiisch und unfair – entweder noch im Studio oder unmittelbar danach.

Debatte schauen in Deutschland: Freitag früh, 3 Uhr, Phoenix