Erste Runde im DFB-Pokal: "Das war nix"
Meistertrainer Felix Magath erreichte mit Schalke 04 souverän aber ohne große Begeisterung die 2. Runde im DFB-Pokal. Dortmund schaffte das erst nach einer Zitterpartie gegen Regionalligist Weiden.
BERLIN dpa | Wolfsburgs Meister-Macher Felix Magath reduziert "auf Schalke" seine hohen Ansprüche auf das aktuell Umsetzbare: "Meine Mannschaft hat das gemacht, was sie tun sollte, nämlich die nächste Runde erreicht." Punkt, Schluss. Viel intensiver wollte sich Magath nach dem 4:0 (2:0) zum Auftakt des DFB-Pokals bei den fünftklassigen Amateuren des TSV Germania Windeck zu den Fußball-Profis des FC Schalke 04 eigentlich gar nicht äußern: "Es war eine souveräne Leistung, und das genügt mir momentan."
Ganz ohne analytischen Hintergrund wollte der 56-Jährige sein Pflichtspieldebüt mit Schalke 04 vor 16 000 Zuschauern in Köln doch nicht beschließen. Carlos Zambrano (10. Minute), Kevin Kuranyi (43.), Lewan Kenia (68.) und U-21-Europameister Benedikt Höwedes (85.) erzielten zwar vier Treffer, Magath indes möchte mehr: Er will aus lange betriebener Zweckmäßigkeit die hohe Kultur des begeisternden Sturms und Drangs entwickeln.
"Wir können noch nicht den Tempofußball spielen, wie ihn zum Beispiel der VfL Wolfsburg gespielt hat", hielt Neu-Schalker Magath fest. Auch bei den Niedersachsen übte sich der Coach zunächst in Geduld, ehe seine früheren Schützlinge die Bundesligakonkurrenz in der vergangenen Saison mit teilweise fulminanten Auftritten so kräftig aufmischten, dass am Ende der Premieren-Titel stand.
Dahin zu kommen, dass seine Spieler in der Offensive Gala-Fußball zelebrieren - das will Magath auch in Gelsenkirchen. "Das dauert Monate", sagte er. In Köln, gegen den tapfer kämpfenden NRW-Ligisten Windeck, habe man "natürlich gesehen, dass es bei uns in der Offensive noch nicht rund läuft". Doch die Zuversicht wächst, obwohl die Vorbereitungspartien nicht immer eine Offenbarung waren. "Wir haben es gut gemacht und uns auch Selbstvertrauen geholt", meinte der ehemalige Nationalstürmer Kuranyi.
Er und seine Mitstreiter müssen das neue 4-4-2-System Magaths noch verinnerlichen. "Wir werden uns dran gewöhnen", meinte Kuranyi, der wie sein neuer Coach und Manager überzeugt davon ist, dass die Zeit für eine gelungene Adaption Magathschen Offensivgeistes in Köpfen und Beinen der Schalker Profis spricht. Doch eines ist allen bewusst: "Es ist noch Luft nach oben" - Kuranyi verhehlte nicht, dass Windeck kein Maßstab war. Erste konkretere Antworten wird der Bundesligaauftritt am Samstag bei Aufsteiger 1. FC Nürnberg liefern.
Dortmund mit Zitterpartie
Die Dortmunder Mannschaft wurde zwar lautstark von ihrem Trainer Jürgen Klopp eingepeitscht, doch nach der Zitterpartie wählte Klopp dann eher leise Töne. "Das war nix heute, das wissen wir. Wir wissen aber auch, was in der Mannschaft steckt, nur hat sie es heute nicht gezeigt", sagte Klopp nach dem glanzlosen 3:1 (1:0) beim Regionalliga-Aufsteiger SpVgg Weiden und hielt sich mit harter Kritik an dem peinlichen Auftritt seiner unsortierten und lustlosen Stars zurück. "Wir haben trotz eines schlechten Spiels gewonnen. Im Pokal geht es nur ums Weiterkommen", stellte der Borussen-Coach erleichtert fest.
Hauptsache weiter, dachten sich auch die vielen BVB-Fans, die nach dem Spiel vor dem Mannschaftsbus auf ihre Helden warteten. Die hatten sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert gegen eine tapfer kämpfende Weidener Mannschaft, die sich unmittelbar vor dem Anpfiff mit hausgemachtem Mohnkuchen gestärkt hatte. Ein Klassenunterschied war selten zu sehen. Als Florian Schrepel nach Dortmunds Führung durch Welttorjäger Lucas Barrios (24.) und Nuri Sahin (46.) auf 1:2 verkürzte, geriet die Borussia in höchste Not, ehe Mohamed Zidan in der Nachspielzeit mit einem Kullertor alles klar machte. "Nach dem 2:0 haben wir wohl geglaubt, dass es ein Selbstläufer wird", kritisierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Vor dem 3:1 war Schrepel nach Gelb-Rot nicht mehr dabei und der angeschlagene Alexander Konjevic humpelte nur noch über den Platz, trotzdem konnten sich die spielerisch maßlos enttäuschenden Dortmunder gegen nur "neuneinhalb Weidener" (Klopp) nicht durchsetzen. "Gegen solche Gegner ist es schwierig. Die sind topmotiviert, das ist für die das Spiel des Jahres", meinte Torschütze Sahin, "wir haben gezittert, jetzt müssen wir den Mund abwischen und weiter geht es". Sahin musste sich in der zweiten Halbzeit deutliche Worte von Klopp gefallen lassen, vor der Pause hatte sich der BVB-Trainer den völlig indisponierten Jakub Blaszczykowski mehrfach lautstark zur Brust genommen.
Klopp entschuldigte die schwache Leistung seiner Borussen mit dem stumpfen Rasen und bayrischem Sommerwetter, lobte aber auch die gute Taktik der Oberpfälzer: "Die haben uns das Leben richtig schwer gemacht." Ein kleines Lob hatte er für den für 4,5 Millionen Euro teuren Stareinkauf Barrios parat. "Er hat einen positiven Eindruck hinterlassen. Wir wissen, dass er einschlagen wird", sagte Klopp nach dem ersten Pflichtspieleinsatz des Argentiniers. Ansonsten gebe es keinen Spieler, der hervorzuheben wäre, fügte der Trainer hinzu.
Bis zum Bundesligastart am kommenden Samstag gegen den 1. FC Köln hat Klopp noch viel Arbeit vor sich. Womöglich erwartet Dortmund dann ein ähnliches Spiel wie am Samstag im Pokal. Weidens Trainer Gino Lettieri fand es jedenfalls "wunderbar, dass Borussia gegen Köln spielt. Der FC spielt ja genauso wie wir in der ersten Halbzeit - Räume eng machen, aber nicht hinten rein stellen".
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