Erste Kammer soll angebohrt werden: Asse-Räumung wird vorbereitet
Im maroden Endlager Asse laufen die Vorarbeiten für das Anbohren der ersten Einlagerungskammer. Der erste Strahlenmüll wird aber erst 2013 geborgen werden.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) macht Ernst mit den Vorbereitungen zur Bergung des Atommülls aus dem einsturzgefährdeten Bergwerk Asse. Möglichst noch in diesem Jahr wollen Ingenieure eine erste Abfallkammer auf der 750-Meter-Sohle anbohren. Am Donnerstag demonstrierte die Behörde unter Tage erstmals die sogenannte Kalterprobung.
Diese Probebohrung erfolgt in einer 45 Meter dicken Steinsalzwand in 800 Meter Tiefe, wo kein radioaktiver Müll eingelagert wurde. Am Mittag hatte sich der Bohrer rund 35 Meter ins Gestein gefressen. In die gebohrte Röhre werden Sonden und andere Messgeräte eingeführt und auf ihre Funktion getestet. "Es geht um das Kalibrieren der Geräte, die Simulation von Abläufen und die Schulung des Personals", sagt der BfS-Fachgebietsleiter für die Asse-Stilllegung, Dirk Laske.
Radioaktivität ausgetreten
Wenn die Versuche klappen und die erforderliche Genehmigung des niedersächsischen Umweltministeriums rechtzeitig vorliegt, kann das Anbohren der Atommüllkammer Nr. 7 im November beginnen. In diesen Hohlraum waren zwischen 1977 und 1978 mehr als 4.300 Fässer mit radioaktiven Abfällen gestapelt oder einfach abgekippt worden. "Wir gehen davon aus, dass die Abfallgebinde zum Teil zerstört sind und dass Radioaktivität ausgetreten ist", so Laske.
Mit den Bohrungen in Kammer 7 wollen die Experten zunächst ermitteln, welche Atmosphäre und Luftkontamination in der Kammer herrschen, in welchem Zustand sich die Kammer und die Atommüllfässer befinden und ob sich Lösungen auf dem Boden gebildet haben. Auch der Zustand der Decken und Wände soll untersucht werden. Danach will das BfS die Kammer Nr. 12 anbohren.
Im nächsten Schritt werden die beiden Einlagerungskammern geöffnet, in einem dritten die ersten Gebinde probeweise herausgeholt. Die Bergung des Atommülls werde aber nicht vor 2013 beginnen, sagt Laske. Gleichzeitig haben Planungen für den Bau eines zweiten Schachtes und eines oberirdischen "Pufferlagers" begonnen. Darin sollen die aus dem Atommülllager herausgeholten Abfälle für eine spätere Endlagerung vorbereitet werden. Als mögliches Endlager für den Asse-Müll kommt Schacht Konrad in Salzgitter in Betracht.
Das frühere Salzbergwerk Asse ist weltweit das erste unterirdische Atommülllager, das komplett geräumt werden soll. Das BfS hatte nach dem Vergleich mehrerer Schließungsvarianten die Bergung der Abfälle zur besten Lösung erklärt. Das Bundesumweltministerium, dem das BfS unterstellt ist, hat sich nicht so eindeutig positioniert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich