Erste Imamschule in Deutschland - Interview: "Nichtwissen ist immer ein Problem"

Die Reaktion der Anwohner auf die Imamschule ist gelassen, Proteste blieben aus. Grund dafür sei die gute Arbeit der vielen Stadtteilinitiativen, so Georg Abel, Vorsitzender des Bürgervereins Karlshorst. Er wird mit der Schule kooperieren

taz: Herr Abel, gegen die Imamschule in Karlshorst gab es keine Bürgerproteste - das ist ungewöhnlich bei der Eröffnung einer islamischen Einrichtung. Haben Sie eine Erklärung?

GEORG ABEL, 50, ist Vorsitzender des insgesamt 150 Mitglieder starken Bürgervereins Karlshorst.

Georg Abel: Karlshorst hat sich in den letzten zehn Jahren sehr gut entwickelt. Die Anwohnerzahl ist von 18.000 auf 21.000 gestiegen. Unter den Zuzüglern sind viele junge Familien. Zahlreiche Menschen sind sehr engagiert: Wir haben eine starke Initiative gegen Rechts, wir haben auch Kitainitiativen und unseren Bürgerverein. Und wir alle sind gut miteinander vernetzt. Das bewährt sich jetzt.

Ist der Bürgerverein in Reaktion auf die Gründung der Imamschule entstanden?

Aber nein, den gibt es schon seit 1990. Wir wollen unseren Stadtteil politisch mitgestalten, bringen etwa bei Bürgerversammlungen Bevölkerung und Bezirkspolitiker zusammen oder engagieren uns für die Renovierung des hiesigen Theaters - des ersten übrigens, das nach dem Krieg in Deutschland entstand. Als wir von der Gründung der Imamschule hörten, war klar: Mit denen müssen wir reden! Anfang Februar hat es dann das erste Gespräch gegeben.

Wie lief das?

Wir haben uns die Räume angesehen, zwei Stunden zusammen gesessen und viele Fragen besprochen. Das verlief sehr positiv. Wir haben beschlossen, dass wir zusammen arbeiten werden.

Hatten Sie den Eindruck, dass Ihre Fragen offen und aufrichtig beantwortet werden?

Eindeutig ja.

Die NPD hat in einem Flugblatt die Schule als eine Art Kaderschmiede für "geistige Brandstifter" dargestellt. Hat es bei Anwohnern ähnliche Befürchtungen gegeben?

Wir haben beim Bürgerverein keine Nachfragen in diese Richtung erlebt. Ich weiß aber, dass der Islam für manche Leute ein Reizwort ist. Das liegt daran, dass man zu wenig weiß, und Nichtwissen ist immer ein Problem. Es führt zu Vorurteilen. Deswegen ist es bessser, man informiert die Bevölkerung, damit es zu solchen Aufgeregtheiten, die manche gerne schüren möchten, nicht kommt.

Welche Zusammenarbeit mit der Schule planen Sie?

Wir haben angeboten, im Gesellschaftskundeunterricht zu erklären, wie NGOs wie unser Bürgerverein arbeiten. Und wir laden zu den Kiezspaziergängen ein, die wir regelmäßig machen. Das ist eine Möglichkeit, wie man sich diesem Stadtteil hier nähern kann. Die Schüler werden schließlich sechs Jahre lang hier mit uns zusammenleben.

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