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Erste Carepakete in der Luft

■ Deutsche Hilfsorganisationen planen Luftbrücke in die UdSSR

Bonn (afp/adn) — Eine erste Fracht von Hilfsgütern, die in Deutschland gespendet wurden, soll am Mittwoch in Moskau eintreffen. Die Spende wurde vom Roten Kreuz zusammengestellt, und soll zur Hälfte ausreisewilligen Sowjetbürgern mit deutscher Abstammung, die sich wegen ihrer Paßformalitäten in Moskau aufhalten, zur Verfügung gestellt werden. Unterdesssen sind Vertreter der großen deutschen Hilfsorganisationen am Montag im Auswärtigen Amt zu Beratungen über private Hilfslieferungen an die vom Hunger bedrohte Bevölkerung in der Sowjetunion zusammengekommen. Dabei sollen vor allem Fragen des Transports und der Verteilung vor Ort geklärt werden. Nach dem Vorbild der Carepakete, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der amerikanischen Bevölkerung nach Deutschland geschickt wurden, sollen Hunderttausende von Sendungen an die Sowjetbevölkerung gehen. Kohl forderte in Bonn Vertreter der Wirtschaft auf, die Hilfsaktionen schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Der Geschäftsführer der Johanniter-Unfall-Hilfe, Andreas von Bock-Schlesier, sagte in Bonn, die Sowjetunion benötige vor allem Grundnahrungs- und medizinische Hilfsmittel. Seine Organisation begrüße insbesondere Geldspenden, um die Pakete selbst zusammenstellen zu können. Die Hilfe mit Carepaketen halte er für sehr geeignet, doch müsse die Verteilung gesichert sein.

Heute reist eine Regierungsdelegation mit Kanzlerberater Teltschik an der Spitze nach Moskau, um über die Abwicklung der Spendenaktion zu beraten. Dabei soll geklärt werden, wie die bürokratischen Hemmnisse beseitigt werden können. Offen sei derzeit noch, ob die Luftwaffe für den Transport eingesetzt wird, und ob deutsche Helfer vor Ort an der Verteilung beteiligt werden.

Die Milchpulvervorräte der Stadt Moskau reichen nur noch für drei Tage, hat der stellvertretende Bürgermeister Sergei Stankjewitsch am Montag vor der Presse mitgeteilt. Die neun angrenzenden Regionen hätten einen Lieferstopp oder drastische Kürzungen ihrer Milchlieferungen an die sowjetische Hauptstadt angekündigt, erklärte Stankjewitsch. Die Entscheidung der umliegenden Regionen sei rein wirtschaftlich bedingt, fügte der Vizebürgermeister hinzu, der aber nicht ausschloß, daß auch politische Gründe hinter der Entscheidung stehen könnten. Seit einigen Monaten wird die sowjetische Hauptstadt von dem Reformpolitiker Gawril Popow geleitet.

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