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Archiv-Artikel

kuckensema: auf bremens leinwand Erschöpfend: „Antoni Gaudí i Cornet - Mythos und Wirklichkeit“

Dass die Filmemacher von „Antoni Gaudí - Lyrik im Raum“ unbedingt den ganzen Namen des Architekten im Filmtitel haben wollten, ist bezeichnend für ihr Werk. Dieses ist im doppelten Sinne des Wortes „erschöpfend“, hat es doch den Anspruch, „den neuesten Stand der kunst- und architekturwissenschaftlichen Forschung“ zu Leben und Werk Gaudis zu beleuchten.

Das beginnt zwar ganz harmlos mit einer Erzählerstimme, die im Off erzählt, eine schöne Postkarte aus Barcelona mit einem Gaudímotiv hätte sie neugierig gemacht. Dann gibt es ein paar schöne Ansichten seiner Bauten, der Lebensweg wird in typischer Doku-Manier mit Archivmaterial und alten Fotos bebildert, es wird vom Mythos des verschrobenen Künstlers Gaudí erzählt, aber dann wird es schnell sehr speziell. Nach wenigen Minuten entpuppt sich diese 70 Minuten lange digital aufgenommene Produktion als ein architektonischer Lehrfilm, in dem Fachleute wie der Architekturforscher Jos Tomlow oft extrem ins Detail gehen, und mit solchen Spezialbegriffen wie der „schwingenden Sinuslinie“ konsequent über die Köpfe eines nicht vorgebildeten Publikums zielen.

Die beiden Filmemacher haben offensichtlich genau recherchiert und etliche kompetente Interviewpartner gefunden. Das Problem ist nur, dass sich das Kino schlecht für die Vermittlung von Fachwissen eignet. Wenn da ganz genau erklärt wird, auf welchen raffinierten Techniken die Standfestigkeit von Gaudís Bauten basieren, dann ist das schnell zuviel des Guten.

Natürlich zeigen die Filmemacher auch wunderbare Bilder von Gaudis Werken, aber immer wieder kommt ihnen dabei leider ihr eher wissenschaftlicher Anspruch in die Quere. Sie wollen Gaudís Werk nicht auf das exotische Äußere reduziert sehen und Gaudí statt dessen als einen visionären Architekten rehabilitieren. Aber dabei hätten sie vielleicht eine ästhetische Lektion von Gaudí selber lernen können, denn dieser hat ja nicht umsonst all sein „Rechnen, Rechnen, Rechnen“ so erfolgreich in den Werken aufgehoben, dass diese spielerisch und phantastisch wirken.

Der stilistische Bruch zwischen diesem eher pedantisch gemachten Film und den organischen, mediterranen Formen in Gaudís Werken ist frappierend. Und bei den immer wieder gezeigten sprechenden Köpfen der Spezialisten kann da die Fantasie des Zuschauers auch ihre ganz eigenen Wege gehen, und so erscheinen die extrem runden Wangen von Prof. Dr. Ing. Jos Tomlow plötzlich wie von Gaudí entworfene Ausbuchtungen.

Wilfried Hippen

bis Samstag um 20.30 Uhr im Kino 46