: Ernte der Fahndungsunion
■ Vier weitere RAF-Aussteiger in Cottbus und Frankfurt/Oder festgenommen / Die meistgesuchten RAF-Mitglieder wurden auf dem Leipziger Hauptbahnhof verhaftet
Berlin (dpa/ap/taz) - Am Mittwochabend verhaftete die Volkspolizei zunächst vier weitere als Angehörige der RAF gesuchte DDR-BürgerInnen: „Einsatzgruppen des Zentralen Polizeiamtes“, so die offizielle Bezeichnung, nahmen in der Nacht zum Freitag Monika Helbing, Ekkehard von Seckendorf, Werner Lotze und Christiane Dümlein fest. Die vier sind nach Mitteilung des DDR-Innenministeriums 1980 „durch ein Aufnahmeverfahren in die DDR eingegliedert worden“. Lotze lebt als Kraftfahrer in Senftenberg bei Cottbus und ist mit Christine Dümlein verheiratet, sie sind Eltern eines achtjährigen Kindes. Seckendorf und Monika Helbing sind ebenfalls verheiratet, sie leben in Frankfurt/Oder und haben einen neunjährigen Sohn. Der Haftbefehl gegen Dümlein war 1983 wegen Verjährung aufgehoben worden, weswegen Christine Dümlein gestern wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.
Während sich Biographie und Lebensverhältnisse dieser Verhafteten mit denen von Susanne Albrecht und Inge Viett vergleichen lassen, werfen die Verhaftungen auf dem Leipziger Hauptbahnhof andere Fragen auf: Gestern morgen wurden dort Barbara und Horst Meyer sowie Sabine Calsen verhaftet. Das Ehepaar gehört zu den von der Bundesanwaltschaft meistgesuchten mutmaßlichen RAF -Terroristen. Ihnen wird die Beteiligung an den Morden an dem MTU-Vorsitzenden Ernst Zimmermann (1985), an dem US -Soldaten Pimental in Wiesbaden (1985), an dem Siemensvorstandsmitglied Karl-Heinz Beckurts (1986) und dem Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt Gerold von Braunmühl (1986) zur Last gelegt. Bis Redaktionsschluß blieb die wichtige Frage offen, ob auch diese drei Festgenommenen in der DDR wohnten und die Staatsbürgerschaft erhalten hatten.
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