: Technisch machbar, aber noch teuer
Erneuerbarer Treibstoff aus Holz, Algen oder Reststoffen ist ein Thema in der Luftfahrt
Von Bernward Janzing
Flugzeuge können problemlos mit erneuerbaren Energien fliegen – technisch gesehen. So schwärmt etwa die Lufthansa längst von „Sustainable Aviation Fuel“ (SAF) und meint damit „nachhaltige Kraftstoffe auf Basis von Reststoffen, holzartiger Biomasse und künftig erneuerbarer elektrischer Energie“. Im Prinzip lassen sich sogenannte synthetische Kraftstoffe oder Designerkraftstoffe so produzieren, dass sich ihre Eigenschaften nicht von den fossilen Pendants unterscheiden.
Die Optionen sind vielfältig. Rund eine Million Tonnen SAF werden weltweit bereits jährlich erzeugt; im Vergleich zum Kerosinverbrauch sind das gleichwohl nur Promille. Die Biomasse-Treibstoffe können zum Beispiel aus Stroh, Bioabfällen, Klärschlamm, Holz oder Energiepflanzen wie Jatropha stammen. Auch Speiseöl wurde schon eingesetzt; einen Treibstoff daraus mischte jüngst die Air France bei einem Langstreckenflug bei. Ruhiger geworden ist es hingegen um Algen: „Der Algenhype ist vorbei“, sagt Manfred Aigner vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Des weiteren gibt es – bislang nur in Labormengen – flüssige Kraftstoffe, die mittels überschüssigen Ökostroms synthetisiert werden (Power-to-Liquid, PtL). Und auch Wasserstoff ist eine Option, die aber wegen des nötigen Tankvolumens auf Kurzstrecken beschränkt ist. Airbus will bis 2035 ein entsprechendes Passagierflugzeug bauen. Auch batterieelektrisches Fliegen ist möglich, aber nur in Kleinflugzeugen. Unter dem Namen CoCoRe haben Forschende des DLR gemeinsam mit dem Bauhaus Luftfahrt letztes Jahr eine Konzeptstudie eines hybrid-elektrischen 19-Sitzers abgeschlossen. Für die Praxis ist das jedoch schon wieder zu groß.
Das Hauptproblem aller erneuerbaren Flugkraftstoffe ist ihr Preis: Sie sind „gegenüber fossilem Kerosin bisher und auch zukünftig sehr teuer“, räumt Aireg, die Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany, ein. Dadurch werde „ihr Markteintritt stark beeinträchtigt“.
Das weiß auch die Lufthansa. Ihr „innovativer Biotreibstoff“ sei „drei- bis fünfmal so teuer wie fossile Flugtreibstoffe“, schreibt das Unternehmen. Also bekommen nur freiwillig zuzahlende Kunden das „CO2-neutrale, synthetische Kerosin“ offeriert. Bucht man dieses über die Lufthansa-Plattform Compensaid, garantiert die Fluglinie, den Biotreibstoff „innerhalb der nächsten sechs Monate in den Flugbetrieb einzuspeisen“. Der Aufschlag beläuft sich auf rund 40 Euro für einen Inlandsflug und gut 250 Euro für einen Flug nach New York.
In welchem Maße Ökotreibstoffe billiger werden, ist fraglich. Steigende Produktionsmengen dürften einerseits die Preise senken. Andererseits werden sowohl Biomasse als auch strombasierte Gase (Wasserstoff) und Flüssigkeiten (PtL) künftig auch im Wärme- und Stromsektor stark nachgefragt sein. Das dürfte zumindest phasenweise auch die Preise der erneuerbaren Kraftstoffe treiben.
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