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Ermittlungen der StaatsanwaltschaftNun auch noch Wulffs Ex-Frau

Verdächtigungen wohin man blickt: Christiane Wulff, Ex-Frau von Christian Wulff, wurde nach der Scheidung bei einer Rechtsanwaltskanzlei angestellt. Aber war sie dort je tätig?

Bild aus Tagen, in denen Christiane Wulff hauptamtlich noch Ehefrau war: mit Mann Christian im Februar 2003. Bild: AP

BERLIN dapd | Die Staatsanwaltschaft Hannover untersucht, ob bei dem Wiedereinstieg in das Berufsleben der ersten Ehefrau Christian Wulffs alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Nach der Scheidung des Ehepaares wurde Christiane Wulff im November 2008 formal bei der Osnabrücker Rechtsanwaltskanzlei Schindhelm angestellt, ohne jemals für diese tätig geworden zu sein. Die Kosten der Anstellung übernahm von Anfang an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die Frau Wulff nach Angaben der Gesellschaft als Halbtagskraft einsetzte. „Die Staatsanwaltschaft Hannover prüft diesen Sachverhalt auf seine strafrechtliche Relevanz“, teilte deren Sprecher Hans-Jürgen Lendeckel der Welt am Sonntag mit.

In den Fokus der Ermittler gerät dem Bericht zufolge Norbert Winkeljohann, Vorstandssprecher von PwC in Deutschland. Er hatte mit dem Ehepaar Wulff bis zur Scheidung in derselben Straße in Osnabrück gewohnt und die Anstellung Christiane Wulffs eingefädelt. Die ungewöhnliche Konstruktion begründet Winkeljohann in Welt am Sonntag mit der Angst vor medialer Aufmerksamkeit: „Um nicht Gegenstand der Berichterstattung zu werden, erfolgte die Anstellung durch Schindhelm. Die Arbeit von Frau Wulff fiel ausschließlich bei PwC an.“ Offenbar war somit nie geplant, dass Frau Wulff trotz Anstellung für Schindhelm tätig werden sollte. PwC räumt in einem Schreiben an die Zeitung ein, dass Schindhelm „keinen Bedarf an einer Juristin als Halbtagskraft“ hatte.

Ein Ermittler sagte der Zeitung, die Sache „stinkt zum Himmel“. Sowohl Schindhelm als auch PwC bestreiten laut dem Bericht energisch, dass ein Scheinarbeitsverhältnis vorgelegen habe. Seit 1. März ist Christiane Wulff bei PwC angestellt. Rückblickend bedauert das Unternehmen allerdings die Konstruktion: „Faktisch gab es keinen Grund, weshalb Frau Wulff nicht direkt bei PwC hätte eingestellt werden können.“

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14 Kommentare

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  • S
    Steuerzahler

    von HardyHeron: "Las ich doch vor kurzem aus berufenem parlametarischem Munde: Die Streichung des „Ehrensolds“ aufgrund einer Straftat, der ja eigentlich rechtlich eine Versorgung ist, würde bedeuten, dass aufgrund des Gleichheitsgebots auch in Zukunft alle Renten nach entsprechenden Verfehlungen zu streichen wären."

    Soviel Sachunkenntnis von Parlamentarieern schreit doch nach einem Bildungsgutschein!

    Welcher Rentner bezieht denn nach - wieviele waren es? 16 Monate im Amt? 200 000.- plus Sachleistungen (300 000.-) nach 16 Monmaten Arbeitszeit?

    Ich wüßte zu gern, wer das gesagt hat und würde das gern mit der Person diskutieren!

    Mal ganz abgesehen davon, dass Wulff den Posten des BP nicht bekommen hätte, wenn schon als er Ministerpräsident war, herausgekommen wäre, was da alles lief!

    Er kann froh sein, wenn er nichts zurückzahlen muss - statt dass er noch mehr Gelder hinterhergeworfen bekommt!

    Unterirdisch!

  • GF
    Guenter F.

    Welche finanziellen Vorteile können aus einem Scheinarbeitsverhältnis entstehen? Das wird im Artikel leider nicht angedeutet. Im Falle Gauck scheint die Sache klarer. Welches sind die finanziellen Vorteile einer Scheinehe, wie sie unser neuer Bundespräsident Gauck seit 10-20 Jahren führt? Gauck muss für seine Frau keine Krankenversicherung bezahlen, weil seine Frau über die Beamtenbeihilfe, also über den Steuerzahler, weiter krankenversichert ist. Das macht 700 Euro im Monat Gewinn aus. Also Schnorrer-Verhalten auch unseres neuen Bundespräsidenten. Und das soll unser Vorbild sein !?

  • S
    S.FI

    MAcht es Sinn , dass wir unsere MEinung äussern und auf 50Fernsehkanälen abstimmen? NEIN.!MAcht es nicht. Was für Ehrensold?Wofür? Alles Korrupt und Vetternwirtschaft. Wann rebellieren wir wieder mit "Wir sind das Volk" ? Wie können wir verhindern, dass HErr Wullf den Ehrensold bekommt?

    Eine neue Spendenaktion findet statt "Deutschland rundet auf", Viele machen und tun und erfüllen ihre Pflicht, zahlen Steuern und Herr Wullf bekommt Geld für Nichts.

    Schade eigentlich um meine Zeit, wo ich mich damit befasse, es ändert sich nichts, leider.

    Ich möchte gern aus dem Steuerzahlerunsinn austreten, wer noch?

  • G
    Guenter

    Ehrensold für Wulff ist einfach lächerlich, zumal er keine Ehre hat.

     

    Das System ist korrupt und die Personen, die drinnen sind provitieren davon in jeder Hinsicht.

     

    Deutschland ist eine Bananenrepublik.

    Merkel und Co ratifizieren nicht die UN-Konvention gegen Korruption.

     

    Warum liegt doch klar auf der Hand.

  • B
    Bredemann

    @ logo

     

    Schön auf den Punkt gebracht - vielen Dank! Aber Deine "Systemrelevanten" haben es in den letzten 65 Jahren BRD trefflich gelernt, den Fokus der großen Medien wie von selbst immer in die für sie gerade angenehmste Richtung laufen zu lassen.

     

    Da war das Manöver "alle blicken auf Wulff, keiner mehr auf den ESM" trotz der unvorstellbaren Implikationen von letzterem noch das einfachste von allem. Man denke hier beispielsweise nur daran, wie man uns den Libyen-Krieg, die baldige Syrien-Intervention und den kommenden Iran-Krieg immer wieder und unisono als Krieg gegen die Diktatur bzw. gegen die bösen Atomirren von Teheran vorsetzt bzw. noch immer präsentiert!

     

    Mit der Presse als "4. Gewalt" steht und fällt die Demokratie. Und bei uns sieht es hier leider immer schlechter aus. Und das Internet hat man mittlerweile auch schon ins Visier genommen - durch Hintertüren wie ACTA usw. Da kündigt sich eine schöne Zukunft an.

     

    Die Frage ist schon lange nicht mehr, wie wir mehr Demokratie erreichen, sondern leider nur mehr, wie wir das, was davon wir noch haben, noch möglichst lange bewahren können.

  • MS
    mr spock

    wenn der ein pferd wär.....

  • FE
    Frau Edith Müller

    Politiker wollen uns Glauben glauben machen, dass es von Wichtigkeit wäre, die Frauenquote in den Vorstandsetagen zu erhöhen; dass in Wahrheit tatsächlich darin ein Problem besteht, dass diese Posten zu 2/3 von immer den gleichen 1,5% der Bevölkerung besetzt werden, wird ausgeblendet, denn da ist ja der wirkliche Skandal.

    Ich werde also meinen Töchtern beibringen, dass nicht ihr Wissen und Können von Wichtigkeit ist, sondern das entsprechende Netzwerk. Sozusagen Augen zu und durch, dann kommt auch die Karriere.

  • H
    HardyHeron

    Oh, oh!

    Was ist nicht alles faul, im Staate D.!? Jedenfalls gibt das Reizwort WULFF auch noch in Zukunft viel her, medial die Massen zu bespielen, deren (Hass-)Gefühle auf diesen Popanz zu lenken und von den eigentlichen Problemen/Machtverhältnissen geschickt abzulenken. Ich hatte schon gedacht, dass nach dem Erlegen des bösen Wolfs/WULFF man sich nun Gedanken über etwaige Systemverbesserungen macht. Richtig, macht man! Las ich doch vor kurzem aus berufenem parlametarischem Munde: Die Streichung des „Ehrensolds“ aufgrund einer Straftat, der ja eigentlich rechtlich eine Versorgung ist, würde bedeuten, dass aufgrund des Gleichheitsgebots auch in Zukunft alle Renten nach entsprechenden Verfehlungen zu streichen wären. Na prima, dann sind wir ja das allgemeine Versorgungsproblem los und der Slogan „die Renten sind sicher“ gilt wieder. Also Freunde im Geiste, brav arbeiten, Rentenbeiträge zahlen und keine Punkte in Flensburg sammeln, wer weiß was wir in Zukunft für Machtverhältnisse bekommen werden!

  • JK
    Juergen K.

    Sehr geehrter Herr Wulff.

     

    Fädeln Sie bitte 6 Millionen Deutschen einen Job ein, der Leistungslosen Wohlstand ermöglicht.

  • H
    HardyHeron

    Oh, oh!

    Was ist nicht alles faul, im Staate D.!? Jedenfalls gibt das Reizwort WULFF auch noch in Zukunft viel her, medial die Massen zu bespielen, deren (Hass-)Gefühle auf diesen Popanz zu lenken und von den eigentlichen Problemen/Machtverhältnissen geschickt abzulenken. Ich hatte schon gedacht, dass nach dem Erlegen des bösen Wolfs/WULFF man sich nun Gedanken über etwaige Systemverbesserungen macht. Richtig, macht man! Las ich doch vor kurzem aus berufenem parlametarischem Munde: Die Streichung des „Ehrensolds“ aufgrund einer Straftat, der ja eigentlich rechtlich eine Versorgung ist, würde bedeuten, dass aufgrund des Gleichheitsgebots auch in Zukunft alle Renten nach entsprechenden Verfehlungen zu streichen wären. Na prima, dann sind wir ja das allgemeine Versorgungsproblem los und der Slogan „die Renten sind sicher“ gilt wieder. Also Freunde im Geiste, brav arbeiten, Rentenbeiträge zahlen und keine Punkte in Flensburg sammeln, wer weiß was wir in Zukunft für Machtverhältnisse bekommen werden!

  • T
    themanwhostolehisownhorsetwice

    zu logo:

     

    ....eben so ist es - nur leider sind es die Medien, die uns immer wieder diese Krumen vorsetzen - und es funktioniert gut. Das Volk mag Geschichten um Wulf, Kachelmann und EHEC und arbeitet seine Unzufriedenheit gerne an diesen Themen ab um sich anschließend beim Musikantenstadel wieder zu beruhigen. Wer geht da schon gerne z.B. gegen korrupte Parteienfinanzierung auf die Strasse?! Ich muß mal wieder ein mir liebes Zitat rauskramen: "Schafe blicken auf".

     

    An die taz Redaktion: Es fehlt die Möglichkeit bei den Leserkommentaren exklusiv auf einen Kommentar zu antworten.

     

    t.

  • JK
    Juergen K.

    Illegale Arbeitnehmerüberlassung.

     

    Erschleichung vobn Sozialleistungsansprüchen.

     

    Leistungsloser Wohlstand.

  • L
    logo

    Ich habe ja gar nichts dagegen, dass Wulff auf Korruption hin durchleuchtet wird, nur gackert der Hühnerhaufen um einen Krumen, den man ins Gatter geworfen hat, während ganz in Ruhe Systemrelevante mit dem Volksvermögen versorgt werden und Lobbyisten unsere Gesetze schreiben. Der Fokus ist schlicht verrutscht. Nicht das gesamte, aber vieles im System muss hinterfragt werden:

     

    - die korrupte Parteienfinanzierung

    - die abhängige Meinungsbildung von Legislative und Exekutive

    - die Verrutschung vom Volkssouverän zum Systemrelevantensouverän

     

    Wie erreichen wir den Euphemismus "Demokratie" ?

  • N
    Neo

    "Demokratie ist immer bedroht..." Zitat Stieg Larsson

     

    In Memorandum!!!

     

    Neo, die Unbestechlichen